Autor: Richard Altorfer
Nobelpreisträger der Physiologie oder Medizin: Rolf Zinkernagel (Schweiz)
«… für die Entdeckung, wie das Immunsystem virusinfizierte Zellen erkennt»
Rolf Martin Zinkernagel, geboren 1944 in Riehen (Basel-Stadt) als Sohn eines Biologen und einer Labortechnikerin, studierte nach Absolvieren des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasiums (MNG) Basel von 1962 bis 1968 Medizin an der Uni Basel. Er heiratete 1968 seine Frau Kathrin, die ebenfalls an der Uni Basel studierte, und promovierte 1970. 1970 kam er erstmals an die Universität Zürich, und zwar für einen Weiterbildungskurs in experimenteller Medizin. Der renommierte Kurs für eine exklusive Auswahl an Studenten erlaubte Zinkernagel Einblicke in faszinierende, weitgehend neue Möglichkeiten immunologischer Forschung. Von 1970 bis 1973 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Biochemie der Universität Lausanne. In dieser Zeit wurden zwei Kinder geboren (das dritte kam in Australien dazu).
Rosenbergstrasse
Nobelpreisträger Der Physiologie oder Medizin: Antonio Egal Moniz (Portugal)
«… für die Entdeckung des therapeutischen Wertes der präfrontalen Leukotomie bei gewissen Psychosen»
António Caetano de Abreu Freire Egas Moniz wurde 1874 in Avanca, Estarreia, Portugal, geboren. Nach der Jesuitenschule studierte er von 1894 bis 1899 Medizin an der Universität von Coimbra. Er promovierte 1901 und habilitierte sich 1902 mit einer Arbeit über die Physiologie beziehungsweise Pathologie des Sexuallebens.
Rosenbergstrasse
Rosenbergstrasse
Editorial
Spenden oder hergeben (müssen)?
Die Themen kommen so sicher wie Sommer und Winter: Impfzwang, Sterbehilfe, Rationierung, Organentnahme … Im Moment fast alles gleichzeitig. Mit politischem Beiklang wegen einer Initiative zur Einführung der sogenannten Widerspruchslösung, vor allem aber die Organentnahme. Das in der Kolumne «Rosenbergstrasse» (Seite 224) erwähnte Gedankenexperiment (kulminierend in der Frage: Darf man einen Menschen opfern [töten, sterben lassen], um fünf Menschen das Leben zu retten?) wurde so ähnlich an anderer Stelle ebenfalls zitiert. Es ist – wie gesagt – ein Gedankenexperiment. Fiktiv, nicht real, angeführt im Rahmen einer ganz anderen, ebenfalls spannenden Diskussion, nämlich jener um die Zulässigkeit beziehungsweise das Verbot der Ausschaffung von Dschihadisten in Länder, in denen ihnen Folter und Tod drohen. Niemand würde so ein Beispiel in Verbindung bringen mit der Debatte über die Organentnahme. Meinte der Schreibende. Aber er hatte sich getäuscht. Unbedarfte Leserinnen und Leser könnten, so die Bedenken von organisierten, auf Organe wartenden Betroffenen, durch solche Schilderungen in ihrer Angst bestärkt werden, verunfallten Menschen würden Organe entnommen, ohne dass sicher feststehe, dass sie tatsächlich tot seien.
«Zu früh», «zu spät» und andere nützliche Ausreden
Es gibt gute, schlechte und geniale Erfinder von Ausreden. Ausreden sind in Beziehungen und im Alltag genau so nützlich wie in der Politik. Dort vor allem bei jenen mit den höchsten moralischen Ansprüchen. Denn die haben’s besonders schwer. Die Grünen etwa müssen Ausreden dafür finden, dass sie am Bienen- und Insektensterben selber grosse Schuld tragen, etwa weil die ökologische Energiewende dazu geführt hat, dass riesige landwirtschaftliche Flächen für den Anbau von Mais zur Herstellung von Biokraftstoffen missbraucht werden. Klar, dass Käfer, Zikaden, Mücken und Wanzen längst Reissaus genommen haben vor solchen Monokulturen. Ausreden für die Wichtigkeit der Bioenergieproduktion sind da äusserst gefragt.
Nobelpreisträger der Physiologie oder Medizin: Walter Rudolf Hess (Schweiz)
«… für die Entdeckung der funktionalen Organisation des Zwischenhirns für die Koordination der Tätigkeit von inneren Organen»
Walter Rudolf Hess, geboren 1881 in Frauenfeld, war der Sohn eines Hochschullehrers für Physik und studierte in Lausanne, Bern, Berlin, Kiel und Zürich Medizin. Er arbeitete zunächst während einiger Jahre als Ophthalmologe. Als es ihm in der Praxis zu langweilig wurde, wechselte er 1912 ans Physiologische Institut der Universität Zürich, wo er bis zu seiner Emeritierung 1951 tätig war. Hess habilitierte sich mit einer Arbeit über die Kreislaufregulierung.
1917 wurde Hess zum Ordinarius und Direktor des Instituts gewählt. Seine Forschung hatte schon in der Studentenzeit ihren Anfang und galt vorerst der Regulierung von Blutkreislauf und Atmung, bevor er sich ab 1929 der Erforschung des Schlafs zuwandte. Gesteuert wird das Schlafverhalten im Zwischenhirn. Hess machte sich deshalb daran, dieses zu erforschen. Dazu verwendete er Katzen, deren Zwischenhirn mit Strom gereizt wurde. Am Ende konnten lokalisierten Arealen im Hirn einzelnen Funktionen zugeordnet werden.