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Schlaganfall
Akute Grippe kann Hirnschäden und Schlaganfall verschlimmern
Eine Influenza ist nicht nur eine Atemwegserkrankung, sie erhöht offenbar auch das Risiko für Schlaganfälle. Forscher der Universitätsmedizin Essen und der Universität DuisburgEssen haben in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern untersucht, wie eine akute Grippe das Gehirn beeinflusst.
Dafür wurde im Tiermodell eine Infektion mit humanem Influenza-A-Virus ausgelöst und anschliessend zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein Schlaganfall herbeigeführt.
Während akuter viraler Infekte ist das Risiko von Schlaganfällen und anderen kardiovaskulären Erkrankungen erhöht.
Die Auswertung zeigte: Vor allem bei akuter Infektion waren die Hirnschäden und die neurologischen Ausfälle deutlich stärker. Als Ursache wird eine durch das Virus induzierte Störung der Blutgerinnung angenommen. Im Blutbild fanden sich Hinweise auf eine verstärkte Neigung zur Bildung von Thromben, die Gefässverschlüsse begünstigen und damit das Schlaganfallrisiko erhöhen können.
Dieser Effekt wurde auf ein infektionsbedingtes entzündliches Milieu und eine beschleunigte Neutrophilenreaktion zurückgeführt, so die Autoren. Die Ergebnisse liefern eine Erklärung für klinische Beobachtungen: Schon während der COVID-19-Pandemie war ein gehäuftes Auftreten von Schlaganfällen bei SARS-CoV-2-Infizierten registriert worden, und auch für Patienten mit Influenza A gab es Hinweise in diese Richtung.
Für die Praxis ergeben sich daraus zwei Konsequenzen, wie Klinikdirektor Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz anmerkt: Erstens kann eine frühzeitige Impfung gegen Grippeviren besonders vulnerable Patienten schützen. Zweitens empfiehlt er, bei Infektionen besonders auf neurologische Warnzeichen wie Taubheitsgefühle oder Lähmungen zu achten und bei Verdacht auf Schlaganfall rasch zu reagieren. Acetylsalicylsäure sowie antivirale Therapien können die fortschreitenden Hirnschäden abschwächen. Damit wird einmal mehr deutlich, dass eine Infektprävention durch Impfung nicht nur vor Atemwegsinfekten schützt, sondern auch gravierende neurologische Folgen abmildern kann. Mü
Medienmitteilung Universitätsklinikum Essen vom 17.09.2025
Zur Originalstudie: Haupeltshofer S et al.: Influenza A Infection Increases Severity of Acute Ischemic Stroke Through Neutrophil Activation and Hypercoagulability. Stroke. 2025 Sep 2. doi:10.1161/STROKEAHA.125.052967
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