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ETH Zürich
Neuer Zellatlas – Übergewicht
und Stoffwechselgesundheit
Nicht alle stark Übergewichtigen entwickeln Stoffwechsel-
störungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder eine Dyslipid-
ämie. Eine Studie aus Zürich und Leipzig liefert neue
Erkenntnisse darüber, warum manche trotz Übergewicht
gesund bleiben.
Forscher untersuchten das Fettgewebe von gesunden
und kranken Menschen aus der Leipzig Obesity Biobank,
um zu verstehen, warum etwa ein Viertel der stark Über-
gewichtigen keine Stoffwechselerkrankungen entwickelt.
Sie analysierten dafür sowohl die Zellen als auch deren
Genaktivität. Die Biobank enthält Biopsien von Patienten,
die sich einer Operation unterzogen haben, sowie umfang-
reiche medizinische Daten.
An der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH)
Zürich analysierten Forscher 70 Proben von subkutanem
und viszeralem Fettgewebe. Sie untersuchten Zelle für Zel-
le, welche Gene aktiv sind. Diese differenzierte Analyse ist
wichtig, denn Fettgewebe besteht nicht nur aus Fettzellen.
Laut Isabel Reinisch, einer der Erstautorinnen der Studie,
dominieren Immunzellen, Zellen, die Blutgefässe bilden,
unreife Vorläuferzellen der Fettzellen und Mesothelzellen,
die das viszerale Fettgewebe abgrenzen. Viszeralfett
scheint eine Schlüsselrolle bei Stoffwechselerkrankungen
zu spielen: Bei Erkrankten sind seine Zellen funktionell ver-
ändert, sie verbrennen Fett schlechter und setzen mehr
entzündungsfördernde Botenstoffe frei, die eine Immun-
reaktion auslösen und Stoffwechselerkrankungen begüns-
tigen könnten.
Gesunde Übergewichtige haben zudem mehr flexible
Mesothelzellen, die eine unproblematische Ausdehnung
des Fettgewebes ermöglichen könnten. Die Forscher ent-
deckten auch zelluläre Unterschiede zwischen Männern
und Frauen – eine mögliche Erklärung für geschlechtsspe-
zifische Unterschiede bei Stoffwechselerkrankungen. Ob
diese Unterschiede jedoch Ursache oder Folge sind, bleibt
offen. Der veröffentlichte Zellatlas bietet eine wertvolle
Grundlage, um Biomarker zu finden, die das Risiko für
Stoffwechselerkrankungen anzeigen. Solche Marker könn-
ten helfen, gezielte Therapien zu entwickeln und die Ver-
gabe neuer Medikamente zu optimieren.
Mü
Medienmitteilung der ETH Zürich vom 5.2.2025
Zur Originalpublikation: Reinisch I et al.: Unveiling adipose populations linked to metabolic health in obesity. Cell Metab. 2025;37(3):640-655.e4. doi:10.1016/j.cmet.2024.11.006
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