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WEITERE BERICHTE
Lebensqualität bei Psoriasis und Neurodermitis
Glücksindex von Hautkranken zeigt länderspezifische Unterschiede
Eine europaweite Studie hat untersucht, wie sich chronische Hauterkrankungen wie Psoriasis und atopische Dermatitis (AD) auf das Glück und die Lebensqualität der Betroffenen auswirken – mit bemerkenswerten Unterschieden zwischen den Ländern. Neu daran ist auch, dass nicht nur die Einschränkungen analysiert wurden, sondern auch Parameter zur Zufriedenheit
Wenn es um Lebensqualität bei Hauterkrankungen geht, werden meist nur die Einschränkungen und Symptome gewertet – und auch die möglicherweise daraus resultierenden psychischen Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Angst bis hin zur Suizidalität. Positive Konzepte wie Glück oder Lebenszufriedenheit wurden bisher kaum bei herkömmlichen Untersuchungen berücksichtigt.
Wie zufrieden bzw. glücklich sind die Betroffenen trotz ihrer Hautkrankheit? Das wollte eine multinationale Querschnittsstudie unter Federführung einer Arbeitsgruppe der Technischen Universität München für Psoriasis und atopische Dermatitis herausfinden. Das Ziel war, krankheits- und länderspezifische Unterschiede in Lebensqualität und Zufriedenheit zu analysieren – sowie Einflussfaktoren auf das subjektive Glück zu identifizieren.
Dafür befragten Dermatologen in acht europäischen Ländern insgesamt 1039 Patienten, die entweder an Psoriasis (n = 723) oder atopischer Dermatitis (n = 316) litten.
Mittels Fragebogen wurden demografische Daten, Krankheitsmerkmale wie der Schweregrad, krankheitsbezogene Lebensqualität (gemessen mit dem Dermatology Life Quality Index = DLQI), subjektives Glücksempfinden, positiver und negativer Affekt sowie Lebenszufriedenheit erhoben.
Psoriatikern geht es besser als AD-Patienten Im direkten Vergleich der beiden Erkrankungen zeigten sich in der statistischen Auswertung aller Parameter kaum Unterschiede im allgemeinen Glücksempfinden, in der Lebenszufriedenheit und im negativen Affekt. AD-Patienten berichteten allerdings über eine stärkere Einschränkung der Lebensqualität (höhere DLQI-Werte) und einen etwas niedrigeren positiven Affekt.
Österreich hat die zufriedensten Hautkranken Deutlichere Unterschiede zeigten sich zwischen den Ländern: Österreichische und italienische Teilnehmer wiesen die höchsten Werte bei Zufriedenheit, Glück und positivem Affekt auf – unabhängig von den soziokulturellen Unterschieden der Teilnehmerländer. Dort erhielten die Patienten auch eine umfassendere Versorgung, wiesen eine geringere Krankheitslast auf und verfügten über wirksame Bewältigungsstrategien.
Diese Faktoren scheinen sich positiv auf das subjektive Wohlbefinden auszuwirken.
Am unglücklichsten waren die Teilnehmer aus der Ukraine, Rumänien und Polen. Hier wurden die Patienten weniger oft behandelt, möglicherweise weil Therapien nicht verfügbar waren. In Rumänien könnte die Unzufriedenheit der Patienten noch durch die hohe Arbeitslosenquote, zusätzlich zu den mangelnden Therapiemöglichkeiten, verstärkt werden. Und bei den ukrainischen Teilnehmern wirkt sich sicherlich auch die Kriegssituation negativ auf die Lebenszufriedenheit aus.
Die Quantilsregression verdeutlichte zudem, dass sich die Einflussfaktoren auf das Glück je nach Ausprägung (Quantil) unterscheiden. So war beispielsweise die aktuelle oder frühere Einnahme systemischer Therapien in mehreren Quantilen mit einem höheren Glücksniveau assoziiert – ein Hinweis auf die Bedeutung einer adäquaten Behandlung.
Glück hängt von Versorgung ab Die Ergebnisse zeigen, dass Glück und Lebensqualität bei Patienten mit chronischen Hauterkrankungen nicht nur von der Art der Erkrankung, sondern auch stark vom Versorgungssystem und dem sozialen Umfeld im jeweiligen Land beeinflusst werden. Darüber hinaus sollten positive psychologische Interventionen – etwa zur Stärkung von Resilienz und Lebensfreude – integrativer Bestandteil der dermatologischen Versorgung werden. Zukünftige Forschung und gesundheitspolitische Strategien sollten stärker länderspezifische Unterschiede berücksichtigen.
Psychische Dimension einbeziehen Diese europaweite Studie liefert erstmals umfassende Einblicke in das Glücksempfinden von Menschen mit Psoriasis und Neurodermitis. Sie zeigt: Nicht nur die Haut, sondern auch das Glücksempfinden ist behandelbar. Eine ganzheitliche, patientenzentrierte Versorgung, die neben der körperlichen auch die psychische und emotionale Dimension einbezieht, könnte entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.
Angelika Ramm-Fischer
Quelle: Ziehfreund S et al.: Happiness across the borders—A cross-sectional study among patients with psoriasis and atopic dermatitis in Europe. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2025;39(3):529-542. doi:10.1111/jdv.20288
12 dermatologie & ästhetische medizin 2 | 2025