Transkript
MEDIEN | MODEN | MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Die frivole Gisela hat geerbt. Mit dem Geld unterstützt sie jetzt mittelständische Unternehmen in Italien: Gucci, Armani, Versace, Prada und so …
Gehört: «ChatGPT ist sympathischer als 80% der Leute, die ich getroffen habe.» Sagt eine psychisch kranke Frau, die einige Erfahrung hat mit Therapeuten, Therapeutinnen und ganz gewöhnlichen Freunden, und meint das todernst. Daraus lernt man dreierlei. Erstens: Immerhin jeder Fünfte ist offenbar genauso empathisch oder sogar empathischer als ChatGPT. Zweitens: Es ist offenbar besser, mit einem gut programmierten Roboter zu sprechen als mit niemandem. («ChatGPT hat mir oft aus dunklen Momenten herausgeholfen!») Und drittens: Empathie ist simulierbar. Vermutlich kann man noch mehr daraus lernen, aber das allein ist verstörend genug.
Ratschlag: Setzen Sie sich nicht an einen Tisch, an dem über andere hergezogen und gelästert wird. Sie können sicher sein: Sobald Sie aufstehen und gehen, werden Sie selber zum Objekt des Lästerns.
Mark Zuckerberg will künftig bei Facebook, Instagram und Threads auf sogenannte Faktenchecks verzichten. Natürlich um Geld zu sparen, auch wenn der Entscheid mit mehr Meinungsfreiheit begründet wird. Er sorgt damit für Aufregung; seine Kritiker befürchten, damit würde einer Welle an Fakenews, Lügen, politischer Agitation und Manipulation Tür und Tor geöffnet. Echt jetzt? Glaubt wirklich jemand, dass Faktenchecker ideologisch unabhängig und objektiv die Wahrheit feststellen? Warum sollten sie befreit sein von ideologischen Einflüssen, Ansinnen, Vorgaben, Aufträgen? Und glaubt wirklich jemand, die Leute seien zu dumm, um zwischen «wahrscheinlich wahr» und «wahrscheinlich erstunken und erlogen» unterscheiden zu können? Tatsache ist: Um Fakten nicht von Fakes unterscheiden zu können, ist dumm sein keine Bedingung. Das passiert intelligenten Leuten genauso. Weil Intelligenz erstens nicht vor ideologischer Verwirrung und zweitens nicht vor perfekten Fakes (und die gibt’s längst) schützt. Faktenchecker werden Leute, die an Verschwörungstheorien glauben, nie von ihrem Glauben abbringen. Insofern hat Zuckerberg Recht: Faktenchecker bewirken gar nichts. Es genügt, Strafbares herauszufiltern. Mit Meinungen jeglicher Art können die Leute schon umgehen oder werden es lernen müssen. Sieht man doch: Trotz Faktenchecks glaubt
ein Drittel der Europäer, Putin sei ein Ehrenmann. Ohne Faktenchecker wären’s 33%.
«Du kannst so reich und angesehen sein, wie es nur geht, du kannst jemanden einstellen, der dein Auto fährt, oder Tausende, die Geld für dich verdienen, aber …» – um es mit den Worten von Steve Jobs zu sagen, dem Erfinder von Apple, gestorben mit 56 an einem Pankreaskarzinom – «es ist unmöglich, jemanden anzustellen, der deine Krankheit erträgt und für dich stirbt.»
Das Problem ist nicht, dass die Trump-Regierung Denkmäler von Generälen aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, die für die Sklaverei gekämpft hatten und deshalb von Woken geschleift wurden, wieder aufstellen lässt, sondern dass die Trumpianer Forschung über amerikanische Kriegsverbrechen verbieten und die Geschichtsbücher proamerikanisch frisieren. Genau wie vor der Trump-Ära das Problem mit den «Woken» nicht war, dass sie überall Rassismus und Sexismus sahen und über Gender, Diversität und Klima forschten und palaverten, sondern dass man Dozenten mit abweichender Meinung (die z.B. nur zwei Geschlechter kannten) mobbte und vertrieb und dass man Literatur politisch korrekt frisierte. Woke werden genau wie «Trumps» dann zur Gefahr, wenn sie beginnen, andern Handeln und Tun vorzuschrieben – oder zu verbieten. Manche nennen das dann «Faschismus». Egal, die Woken waren und sind – zum Glück – zu schwach und zu wenige, um andern ihre Ideologie zu diktieren; sie sind bloss lästig. Bei Trump&Co. ist man sich nicht so sicher. Sie sind viele, mächtig und skrupellos. Ein gefährlicher Mix. Mit bedenklichen Aussichten.
Man sieht nicht, wer nackt schwimmt, bis die Ebbe kommt.
Auch dumme Heuchler sind nicht davor gefeit, gelegentlich Richtiges zu sagen. Sogar Trump und Vance geben manchmal Zutreffendes von sich; es ist nur schwierig zu finden im grossen Rest.
Und das meint Walti: Sicher ist gendern wichtig. Es ist schliesslich ein Unterschied, ob man über eine Leiter stolpert oder über die Leiterin. (Es gibt davon auch eine unanständige Variante, aber entweder kennen Sie die schon oder wenn nicht, … besser nicht.)
Richard Altorfer
216 ars medici 6 | 2025