Transkript
EDITORIAL
Infektionen – eine vielfältige Herausforderung
Infektionen fordern uns in der Versorgung akuter und chronischer Wunden, zunehmend bei vulnerablen Patienten mit Immundefiziten – und perspektivisch im Zuge globaler Entwicklungen wie dem Klimawandel oder wachsender Antibiotikaresistenzen. Diese Ausgabe stellt praxisnahe Aspekte des Infektionsmanagements ins Zentrum.
Zum Auftakt widmet sich ein Beitrag vektorassoziierten Erkrankungen in Zeiten des Klimawandels. Die mit der Erwärmung einhergehende geografische Ausbreitung von Vektoren und die Veränderung einheimischer Erregerdynamiken zeigen: Die damit verbundenen Infektionsrisiken wandeln sich – oft schleichend, aber mit vermehrter Relevanz für die hausärztliche und internistische Versorgung auch bei uns.
Zunehmend rücken ausserdem Patienten mit geschwächtem Immunsystem in den Fokus. Ob durch eine angeborene Immundefizienz oder durch immunsuppressive Therapien – eine Immunschwäche ist häufiger, als man denkt. Wann aber sollten Infekte diesbezüglich hellhörig machen, und wie sollten sie abgeklärt werden? Wie gelingt ein angemessener Impfschutz für diese Patientengruppe, gerade auch bei Reiseaktivitäten? Zwei Beiträge geben hierzu konkrete Hilfestellungen.
Drei Beiträge widmen sich der Wundversorgung. Ob es um den adäquaten Wundverschluss, um lokale Infektionen oder um die Suche nach wirksamen Massnah-
men bei chronischen Ulzera geht: Die Beiträge beleuchten sowohl das praktische Vorgehen beim Wundverschluss als auch Strategien im Umgang mit lokalisierten Infektionen und diskutieren, was evidenzbasierte Medizin hier leisten kann – und wo klinische Erfahrung weiterhin unerlässlich ist.
Auch das Thema Antibiotikaresistenzen bleibt drängend. Der Beitrag zu neuen, pflanzlichen Therapieansätzen erinnert daran, dass Alternativen zum klassischen Antibiotikum zunehmend an Bedeutung gewinnen – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung in der Gesamtstrategie gegen Resistenzen.
Langfristige Lösungen für Probleme wie Resistenzentwicklung erfordern darüber hinaus koordinierte, strukturpolitische Anstrengungen über Disziplin- und Sektorengrenzen hinweg. Ein Beispiel dafür ist der Round Table Antibiotika Schweiz: Als multidisziplinäre Plattform bündelt er Expertise aus Gesundheitswesen, Forschung, Politik und Industrie. Ziel ist es, die Entwicklung und Verfügbarkeit von Antibiotika systematisch zu fördern – damit das Gesundheitswesen auch in Zukunft tragfähig bleibt. Mehr zum Round Table Antibiotika Schweiz erfahren Sie unter www.roundtableantibiotics.ch
Wir wünschen eine anregende Lektüre.
Christine Mücke
ars medici 6 | 2025 211