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EDITORIAL
Wenn Schmerz ein Geschlecht hat
Schmerz ist einer der häufigsten Gründe für einen Arztbesuch – und dennoch wird er bei Frauen und Männern bis heute unterschiedlich verstanden und behandelt. Frauen leiden häufiger an chronischen Schmerzen, ihre Beschwerden werden aber oft bagatellisiert oder fehlgedeutet. Migräne ist nur ein Beispiel: Sie betrifft drei Mal so viele Frauen wie Männer, wird aber nach wie vor unterschätzt und zu oft unzureichend behandelt.
Die Folgen sind gravierend: verspätete Diagnosen, unnötiges Leiden, eingeschränkte Lebensqualität. Und das, obwohl wir längst wissen, dass biologische und hormonelle Unterschiede genauso eine Rolle spielen wie gesellschaftliche Erwartungen an «weibliche Sensibilität» oder «männliche Stärke». Kurz gesagt: Schmerz ist nicht für alle gleich – und die Versorgung muss das endlich widerspiegeln.
HerHealth hat sich die Frauengesundheit auf die Fahne geschrieben. Mit akkreditierten Online-CME-Fortbildungen bringen wir frauenspezifische Medizin in die ärztliche Praxis – praxisnah, evidenzbasiert, direkt umsetzbar. Wir wollen Ärztinnen und Ärzte stärken, Patientinnen sichtbar machen und dafür sorgen, dass Unterschiede nicht länger ignoriert werden.
Ob Migräne, Herzinfarkt oder Autoimmunerkrankungen – Frauen zeigen nicht nur andere Symptome, sondern erkranken an gewissen Entitäten auch überdurchschnittlich oft. Die Zeit des Wegschauens ist vorbei. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Schmerz in der Medizin nicht länger eine Frage des Geschlechts ist.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre.
Was es jetzt braucht, ist ein Paradigmenwechsel. Wir müssen Männer und Frauen mit ihren Schmerzen ernst nehmen, Symptome gendersensibel bewerten und Therapien gezielt anpassen. Das gelingt nur, wenn wir Wissen teilen und ins Handeln kommen.
Ihre Sonia Fröhlich de Moura und Sarah Nyffeler für HerHealth.ch
ars medici 14 | 2025 449