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KONGRESSBERICHT
Seborrhoische Dermatitis der Kopfhaut
Wiederherstellung eines gesunden Mikrobioms bessert Symptome
Eine aktuelle klinische Studie zeigte, dass ein Shampoo mit dem Inhaltsstoff Selendisulfid ein physiologisches Kopfhautmikrobiom wiederherstellt. Dadurch verbesserten sich die Symptome Juckreiz und Schuppen.
Die seborrhoische Dermatitis ist eine weitverbreitete, chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die vor allem talgdrüsenreiche Areale betrifft. Besonders bei Betroffenen mit stark ausgeprägten Kopfhautsymptomen wird die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. «Viele Patienten leiden unter starkem Juckreiz, begleitet von entzündlichen Hauterscheinungen», erklärte Prof. Bianca Maria Piraccini von der Universität Bologna (Italien). Die Erkrankung tritt in Schüben chronisch-rezidivierend auf.
Die Pathogenese einer seborrhoischen Dermatitis der Kopfhaut ist multifaktoriell und bis heute nicht endgültig geklärt. Allerdings kennt man Trigger, z.B. umweltbedingte Faktoren, Stress, neurologische Erkrankungen oder eine geschwächte Immunabwehr. Dabei ist eine Schuppenbildung und die seborrhoische Dermatitis ein Kontinuum derselben Erkrankung. Schuppen sind die milde Form der seborrhoischen Dermatitis ohne sichtbare Entzündungsreaktionen. In dieser Form beträgt die Prävalenz bis zu 50% der Bevölkerung, im Gegensatz zu 1–5% bei den schweren Fällen.
Auf zellulärer Ebene ist seborrhoische Dermatitis durch eine Dysbiose des Mikrobioms, eine reduzierte T-Zell-Immunantwort und Störungen der Barrierefunktion gekennzeichnet. Hefepilze der Gattung Malassezia wandeln/oxidieren Lipide aus dem Talg in inflammatorische Verbindungen um. Dennoch setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass nicht ausschliesslich Malassezia-Hefepilze, sondern insgesamt eine veränderte Zusammensetzung des gesamten Mikrobioms für die entzündlichen Reaktionen relevant sind. «Neben Malassezia betrachten wir heute auch die Rolle anderer Mikroorganismen und das allgemeine Gleichgewicht der Kopfhautmikrobiota», so Prof. Piraccini.
Kopfhautmikrobiom als wesentlicher Faktor Das Mikrobiom der Haut trägt wesentlich zum Schutz vor dermalen Pathogenen und zur Modulation der Immunantwort bei. Es interagiert mit Keratinozyten, was die Ausschüttung antimikrobieller Peptide und anderer entzündungshemmender Substanzen wie Zytokine und Chemokine stimuliert. Ausgewogene Mikrobiota, die sich besonders am Infundibulum des Haarfollikels finden, sind daher für die Gesundheit der Kopfhaut essenziell.
Traditionell wird die seborrhoische Dermatitis mit Antimykotika wie Ketoconazol behandelt. Diese Präparate reduzieren lediglich die Anzahl der Malassezia-Hefen, ohne auf wei-
tere Imbalancen des Mikrobioms einzugehen. Insbesondere das Ungleichgewicht zwischen Cutibacterium und Staphylococcus oder die Verringerung von Propionibacterium acnes bleiben unbeachtet. Nach Beendigung der Behandlung kommt es zudem häufig zu Rückfällen.
Vorteil durch ein Selendisulfid-Shampoo In einer Studie mit 92 Teilnehmern wurde untersucht, ob ein innovatives Shampoo mit 1% Selendisulfid (SeS2) und 1% Salicylsäure die Balance und Diversität des Kopfhautmikrobioms wiederherstellen kann und so auch zu einer besseren Symptomkontrolle bei Patienten mit seborrhoischer Dermatitis führt. Die Probanden, die unterschiedliche Haar- und Kopfhauttypen aufwiesen, nutzten das Shampoo dreimal wöchentlich über einen Zeitraum von vier Wochen.
Nach diesem Zeitraum wurde das Mikrobiom intensiv untersucht, d.h. nicht nur Malassezia, sondern auch Bakterien wie Cutibacterium- und Staphylococcus-Arten wurden bestimmt. Schon nach 28 Tagen zeigte sich eine signifikante Reduktion der pathogenen Mikroorganismen wie Staphylococcus aureus sowie eine Verbesserung des allgemeinen Mikrobioms. Gleichzeitig berichteten die Teilnehmer über eine sichtbare Reduktion der Schuppenbildung und eine Besserung des Juckreizes. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass dieses Shampoo das Mikrobiom auf der Kopfhaut stabilisiert und für alle Haartypen geeignet ist», betonte Dr. Natalia Kovylkina von den Vichy Laboratoires.
Durch das SeS2-Shampoo wird auch die Balance der Talgproduktion wiederhergestellt, was die Haut weniger anfällig für Rezidive macht. Das Shampoo ist einfach anzuwenden, was insbesondere von Frauen geschätzt wird, die oft Vorbehalte gegenüber Cremes oder Lösungen haben, da diese die Haare verkleben. Diese positiven Ergebnisse gelten unabhängig von Haartyp oder Kopfhautbeschaffenheit.
Fazit Das SeS2-Shampoo ist eine zuverlässige, kosmetisch verträgliche Alternative zu Ketoconazol-haltigen Shampoos für Patienten mit mittlerer bis schwerer Kopfhautdermatitis.
Susanne Kammerer
Quelle: L’Oréal Dermatological Beauty Satellite Symposium beim Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV); 27. September 2024 in Amsterdam (NL)
dermatologie & ästhetische medizin 2 | 2025 17