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304 ars medici 9 | 2025
ETH Zürich
Damenbinde als Teststreifen
Mit einer neuen Technologie soll Menstruationsblut zur Informationsquelle für die Früherkennung von Erkrankungen werden, direkt in der Binde. Entwickelt von einem Forschungsteam der ETH Zürich, soll das System eine regelmässige, nicht invasive Gesundheitsüberwachung im Alltag ermöglichen.
Wie funktioniert das? MenstruAI nutzt einen papierbasierten Schnelltest, wie man ihn von COVID-Tests kennt, anstelle von Speichel wird Menstruationsblut analysiert. Die Teststreifen enthalten Antikörper, die auf spezifische Biomarker reagieren. Sichtbare Farbstreifen zeigen an, ob das Blut z.B. Hinweise auf Entzündungen oder Tumoren enthält; die Farbintensität korreliert mit der Konzentration des entsprechenden Markers. Die Sensorkammer ist in eine kleine flexible Silikonkammer eingebettet, in handelsübliche Damenbinden integrierbar und funktioniert ohne Elektronik oder Labortechnik. Die Resultate können mit blossem Auge ausgewertet werden oder per eigens entwickelter App. Diese erkennt auch feine Unterschiede in der Menge der vorhandenen Proteine.
Vom Labor in den Alltag
Erfasst werden zunächst drei Parameter – das C-reaktive
Protein (CRP), das krebsassoziierte Antigen CEA sowie CA-
125, das bei Endometriose und Ovarialkarzinomen erhöht
sein kann. Ziel ist es, die Technologie auf weitere Biomar-
ker auszuweiten. Da die Messung ohne Laborgeräte er-
folgt, könnte der Ansatz auch in Regionen mit einge-
schränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung Vorteile
bieten. Die Forscher betonen, dass ihre Technik nicht als
Ersatz für ärztliche Diagnostik, sondern als kostengünsti-
ges Frühwarnsystem zur Unterstützung der individuellen
Gesundheitsvorsorge gedacht sei. Gegebenenfalls könnte
es auch zur Verlaufsbeobachtung eingesetzt werden. In
Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste
(ZHdK) wird an einem möglichst nutzerfreundlichen De-
sign gearbeitet, gleichzeitig muss im Vorfeld einer Markt-
zulassung auch die Biokompatibilität bewertet werden.
Die Forscher wollen zeigen, dass Menstruationsblut eine
wertvolle Informationsquelle sein kann. Als nächster
Schritt ist eine Feldstudie mit mehr als 100 Teilnehmerin-
nen geplant.
Mü
Medienmitteilung der ETH Zürich vom 27.05.2025
Zur Originalpublikation: Dosnon L et al.: A wearable in-pad diagnostic for the detection of disease biomarkers in menstruation blood. Adv Sci (Weinh). Published online May 24, 2025. doi:10.1002/advs.202505170