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Rosenbergstrasse
Die Schweiz, so dachten wir, sei ein politisch ordentliches Land. Doch dann kam Trump. Weit weg und doch so nah. Heute wissen wir, dass, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt, auch wir mit Goldbarren, Rolex, Waffenkäufen, Scheckbuch und Schleim «arbeiten» müssen. Was heisst da Korruption? Die Welt ist eben nicht Helvetien. Schliesslich geht’s um Wohlstand. Da muss Moral schon mal hintanstehen. Und wenn Wirtschaftsführer, deren Namen wir kaum kennen, da und dort mitbestimmen, parademokratisch sozusagen – was soll’s? Ist schliesslich zu unserem Wohl. Wir bleiben trotzdem anständig. Irgendwie. Denn bei uns hat immer noch das Volk das letzte Wort. Auch wenn das in diesem Fall nur kurz ist und lautet «Ja» (oder übersetzt: «Wird scho rächt sii, au wenn’s es bitzeli mee choscht.»).
Die Familie Trump ist im vergangenen Jahr um rund 3 Milliarden US-Dollar reicher geworden. Ob der Qatar-Jumbo und die Schweizer Rolex darin inbegriffen sind, weiss man nicht, sind beides eh «peanuts». Chapeau! Inflations- und währungsbereinigt hat das in so kurzer Zeit nicht mal Pablo Escobar geschafft.
Entdeckung der Woche ist eine neue Erziehungsmethode: «FAFO» (Fuck Around and Find Out). Übersetzt etwa mit «Mach, was d’wotsch – gsehsch jo denn, was drbi uusechunt.» Gedacht für Kinder, aber eigentlich ideal für Erwachsene.
Der dumme Spruch: Pinguine sind Vögel, die nur fliegen, wenn man sie wirft.
Künftig gibt’s bei mir kein R.I.P. (Rest in Peace) mehr hinter jedem Post über einen verstorbenen Freund, sondern nur noch den ehrlichen Wunsch zu Lebzeiten: L.I.P. (Live in Peace!)
A., nervig wie immer: Hast du Freunde? – Was für eine Frage? Dutzende, aus Schulzeit, Militärdienst, Studium, Sportvereinen, von früheren Arbeitsplätzen. – A. Er meine Freunde wie … zum Beispiel Familie. Untrennbar verbunden, nur eben nicht durch «Blut», sondern einfach so, durch Geschichte oder Schicksal, ein Leben lang, unabhängig von Zeit und Ort und Umständen. – Solche, für die man morden würde, ohne Familie zu sein? – A. Auch das. Jedenfalls solche, die nicht nur mit Geld aushelfen, dich
trösten und dir Recht geben bei Streitereien, die gute und elende und sogar die letzten Stunden bei dir sind. Ohne zu müssen. Nur weil sie wollen. – Menschen, auf die man sich 100-prozentig verlassen kann? – A. Nein, solche, bei denen sich diese Frage gar nicht stellt. – Gibt es das ausserhalb der Familie? – A. Wisse er nicht, schön sei’s schon, wenn es das innerhalb gibt. Aber er meine Menschen wie … Mutter und Vater oder Ehemann und Ehefrau. – Das hiesse ja, vielleicht nur einer, eine oder zwei. – A. Vermutlich. – Macht die Frage dann überhaupt Sinn? Wer und was sind denn die vielen, die man «Freunde» nennt. Keine Freunde? – A. Eben andere als der- oder diejenige, der/die am Ende übrig bleibt. – Ist das nicht eine traurige Frage? – A. Warum? – Weil’s nur einsam macht, wenn man viele «Freunde» hat, aber nicht diese(n) eine(n), nach dem oder denen du fragst – A. Warum? War ja nur eine Frage. – Ich brauche jetzt dringend einen Gin Tonic. – A. Manchmal ein ganz guter Freund.
Eine ziemlich hämische Bekannte meinte: «Musk» bedeute auf Deutsch Moschus. Moschus sei gemäss Wikipedia ein Duftstoff aus einer Drüse am Arsch des männlichen Moschushirsches, animalisch mit holzigen und pudrigen Nuancen. Was Elon bedeute, wisse sie nicht.
In den 68ern (des letzten Jahrhunderts) waren die Progressiven (die Linken, Grüne gab’s damals noch nicht) voller Phantasie, was den Umbau der Gesellschaft betraf. Ziele neben Gerechtigkeit und Sicherheit waren vor allem mehr individuelle Freiheiten, weniger Überwachung, mehr Lockerheit. Und musikalisch dominierte «Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll». Heute ist Einfallslosigkeit zum Programm geworden; die JUSO-Initiative zur Vermögens- und Erbschaftssteuer ist das Paradebeispiel. Es geht nicht mehr um Verbesserungen oder mehr Lebensfreude, sondern nur noch darum, einigen «Bösen» (den Reichen) Geld wegzunehmen. Wozu? Um es einer Institution zu übergeben, die eh schon darin schwimmt und viel zu viel davon hat: «dem Staat». Als ob der mit dem «Zuviel über dem Notwendigen» je etwas Erfreulicheres zustande gebracht hätte (ausser für eine bestimmte Klientel) als die bösen Reichen. Die bieten neben Arbeitsplätzen und Einkommen immerhin ein gewisses Mass an angenehm büenzlig Überflüssigem (von Temu bis Tiktok).
Und das meint Walti: Woran erkennt man, dass die unsichtbare Tinte aufgebraucht ist?
Richard Altorfer
650 ars medici 19 | 2025