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EDITORIAL
Was das Herz bewegt
Die Kardiologie entwickelt sich rasant. Das zeigen nicht nur die stetig wachsenden Erkenntnisse in vielen Bereichen, sondern auch Veranstaltungen wie der Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC), der dieses Jahr in Madrid stattfand. Der weltweit grösste Kardiologiekongress gehört inzwischen zu den bedeutendsten medizinischen Treffen und vereinte dieses Mal Fachleute aus 167 Ländern. In dieser Ausgabe lesen Sie neben einem Beitrag zu ausgewählten Highlights auch ein Interview mit Prof. Thomas F. Lüscher, dem Präsidenten der European Society of Cardiology. Er spricht über seine Vision für die Kardiologie in Europa, die Schweizer Forschung und den wachsenden Einfluss der Künstlichen Intelligenz auf Diagnose und Therapie – ein Thema, das uns weiter beschäftigen wird.
Doch nicht nur neue Technologien prägen die Kardiologie. Auch ein differenzierter Blick erweitert unser Verständnis. So zeigt sich die Herzinsuffizienz bei Frauen anders als bei Männern. Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Adipositas belasten das weibliche Herz offenbar stärker. Warum das so ist und welche Folgen das für die Diagnose und die Betroffenen hat, erklären Expertinnen aus Basel und Genf.
Eine Schweizer Studie untersucht nun, wie der Zeitpunkt der Diagnose den Verlauf beeinflusst.
Auch in der Therapie der Herzinsuffizienz gibt es Entwicklungen: Neue Studien zeigen, dass GLP-1-Rezeptoragonisten, ursprünglich für die Diabetesbehandlung entwickelt, bei adipösen Patienten mit HFpEF die Symptome deutlich lindern können. Das eröffnet neue Möglichkeiten in einem Bereich, der bisher therapeutisch nur begrenzt zugänglich war.
Ein weiteres Thema dieser Ausgabe ist die Blutdruckvariabilität. Wie stark Schwankungen – nicht nur der absolute Wert – die Prognose beeinflussen, wurde auf dem Jahreskongress der Schweizer Gesellschaft für Kardiologie in Zürich diskutiert. Ein Aspekt, der auch für die hausärztliche Praxis relevant ist.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre – mit klarem Blick auf das, was das Herz bewegt.
Ihre Christine Mücke
Herzinsuffizienz bleibt auch deshalb ein drängendes Problem, weil sie oft zu spät erkannt wird. Doch je früher die Diagnose gestellt wird, desto grösser sind die Chancen, das Fortschreiten aufzuhalten – und damit Spitaleinweisungen zu vermeiden.
ars medici 16 | 2025 533