Transkript
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Rosenbergstrasse
Allgemeinwissen 2025: Wer oder was ist Heraklit? Antwort einer Zeitgenossin: «Eine Art Dämmstoff – stimmt’s?» (Vielleicht Dämmstoff aus Ephesos?)
Kari, in Rage: «Was mich aufregt, ist Bullshit: Sätze, die nach etwas Wichtigem tönen und doch nur Nachgeplapper sind. Es gibt so viel davon. Täglich, stündlich, sekündlich. Und den meisten produzieren wir selber oder lassen ihn uns aufschwatzen. Beispiel: ‘Hören Sie auf Ihre innere Stimme!’ Bullquatsch! Meine innere Stimme belabert mich unaufhörlichunaufhörlichunaufhörlich mit Zeugs, das ich weiss, nicht wissen will, soll, muss, auf das ich keine Lust und für das ich keine Zeit habe oder das schlicht unmöglich ist, zumindest jetzt grad, und später auch und überhaupt. Das Resultat all dieses Innere-Stimme-Geschwätzes: ein schlechtes Gewissen. Zwangsläufig. Ich bin faul und habe andere Interessen, als meine innere Stimme mir dauernd vorhält. Mag sie recht haben – mir egal. Ich habe gemerkt, dass, was die innere Stimme auf meiner Festplatte kocht, nicht so heiss durchlebt wird, wie sie behauptet. Mein einziges Problem mit meiner inneren Stimme: Ich werd’ sie nicht los. Immerhin, ich habe gelernt, sie zu ärgern. Durch Nichtbeachten. Schwatz du nur, ich mach, was ich will. Funktioniert nicht immer, aber immer besser. Und ich habe gelernt, selektiv zuzuhören. Nur jenes eine Prozent ihres endlosen Geforderes, Gemahnes, Beschuldigens, Drängens, Drohens wahrzunehmen, das sich nicht ignorieren lässt, dieses Prozent herauszufiltern und zu erledigen. Zwar gegen meine Faulheit und entgegen meiner Überzeugung, dass sich deswegen der Lauf der Welt um kein Mü ändert. Aber bei der Steuererklärung hat sie ja recht; die muss irgendwann ausgefüllt werden. Mach ich sie halt übermorgen. Oder überübermorgen. Wie gesagt: Das funktioniert inzwischen ganz ordentlich; mein Bedarf an Lexotanil® ist bereits gesunken, die innere Stimme ist leiser geworden. Ich mach jetzt sogar freiwillig morgendliches Stretching, und wenn mal nicht, dann motzt sie nur noch leise. Ich bin zum inneren Querulanten mutiert, der ich aussen immer schon war. Querulanz schlägt Penetranz, liebe innere Stimme, das hast DU lernen müssen. Haben wir uns also arrangiert? Ehrlich, ich trau dir nicht.»
Missverständliche Aufforderung: Treten Sie dem Schützenverein bei und treffen Sie alte Freunde!
Journalisten machen selten etwas falsch. Sie berichten nur – vor allem über jene, die fast immer fast alles falsch machen. Keller-Sutter und Parmelin, Cassis und Jans – alle haben sie
versagt im Zollstreit mit Donald Trump. Dabei: Den möchte man sehen, der bei Donald etwas richtig machen kann – es sei denn, er schenke ihm einen Jumbo-Jet mit goldenem Klo wie die Saudis oder habe deutlich mehr Geld als er, oder die Leute hätten noch mehr Angst vor ihm und könnten bei Bedarf beliebig eliminiert werden, oder seine Gemächer, Empfangssäle und Türen seien fünf Meter höher und bestünden aus noch mehr Gold als jene in Donalds Anwesen – so wie bei Putins zuhause. Aber das, leider, können KKS, Cassis & Co. nicht bieten. So ist sie halt, die neue Politik: Qualität, Anstand, Fairness sind ganz wichtig: für die Kleinen untereinander. Ansonsten gilt: Klein ist klein und bleibt es. Kleine hat man morgen vergessen. Oder gefressen.
Cash is king! Wer’s nicht glaubt, erinnere sich an das Geschichtchen vom 100-Franken-Schein, mit dem Sie dem Wirt das Essen bezahlen, der Wirt den Garagisten, der Garagist den Coiffeur, der Coiffeur den Apotheker, der Apotheker in der Migros bezahlt und so weiter und so fort. Wichtig: Der Papier-Hunderter behält auch nach 100 Zahlungen seinen Wert: 100 Franken. Machen (oder denken) Sie das Gleiche mit Kreditkarte. Bei jedem Bezahlvorgang verliert der Verkäufer 2,5–3% an die Kreditkartenfirma. Heisst: Nach etwa 40 Zahlungen, bei denen die jeweiligen Verkäufer je einen winzigen Teil des Verkaufspreises an die Bank abgegeben haben, hat die Bank 100 Franken verdient – genau so viel, wie der einzelne Kauf gekostet hat. Der gesamtwirtschaftliche Preis der Kreditkarte ist … 100%. Klar, der Preis fürs Plastikgeld ist so gut gestückelt, dass man ihn kaum spürt und bemerkt. Und das Perfide: Bezahlen tut ihn der Verkäufer, nicht der Käufer. Scheinbar. Denn natürlich wird er auf anderem Weg wieder dem Käufer belastet. Deshalb: Cash bleibt King!
Vince Eberts, ehedem Physiker, heute Comedian, bringts (als einer von wenigen) auf den Punkt (frei gekürzt): «In den letzten Jahren ist es gut organisierten, intoleranten, aber in Medien, Universitäten u.a. Institutionen optimal positionierten Minderheiten gelungen, die gesellschaftlichen Standards zu bestimmen. Experimente zeigen, dass bereits 20% entschlossene Meinungsführer ausreichen, um eine Position durchzusetzen, die vom Rest nicht geteilt wird (wie etwa Gendern, Klimaneutralität, Migrationsdebatte). Es haben sich hier Haltungen durchgesetzt, die die Mehrheit nicht interessieren oder von ihr abgelehnt werden. Für eine aufgeklärte Gesellschaft ist das bedenklich, denn leider: Die Vernünftigen und Besonnenen haben sich längst aus den öffentlichen Diskussionen zurückgezogen und den Narren das Feld überlassen.»
Und das meint Walti: Willst du Action nachts um vier? Dann geh’ in’ Stall und melk’ ‘nen Stier!
Richard Altorfer
ars medici 14 | 2025 455