Transkript
Impfen
Ein negativer Test korrelierte mit Nachlassen des Juckreizes an den Impfstellen, mit dem Alter des Kindes, mit dem Zeitabstand von der ersten Impfung und dem Ausmass der Erstreaktion, sodass geschlossen werden kann, dass die Reagibilität gegenüber Aluminium mit der Zeit nachlässt.
Diskussion
Weil «nicht schwerwiegende» unerwünschte Reaktionen vom Zulassungsinhaber nicht als Einzelfallbericht an das Paul-Ehrlich-Institut zu melden sind, ist davon auszugehen, dass Impfgranulome in Deutschland nicht gemeldet werden, zumal sie nicht einem einzelnen bestimmten Impfstoff, sondern dem Adjuvans zuzuordnen sind. Im ähnlich gelagerten Fall der Therapieantigene wurden dem Paul-Ehrlich-Institut von 1986 bis 2013 im Rahmen der Spontanerfassung nur «wenige Fälle von Lokalreaktionen, darunter wenige Einzelfälle mit Granulomen oder Knötchen», gemeldet, was vor dem Hintergrund der grossen Zahl von Behandlungen sehr gering ist. Angesichts der skandinavischen Zahlen von fast 1 Prozent aller geimpften Kinder ist von einer Untererfassung auszugehen. Der vorgestellte Fall unterstreicht den langwierigen, mit jeder Impfung erneut exazerbierten Verlauf.
Korrespondenzadresse: Dr. Stephan Heinrich Nolte Kinder- und Jugendarzt Alter Kirchhainer Weg 5 D-35039 Marburg/Lahn E-Mail: shnol@t-online.de www.nolte-marburg.de
Interessenlage: Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Beitrag besteht.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift «Kinderärztliche Praxis» 3/2018. Der Nachdruck erfolgte mit freundlicher Genehmigung von Autoren und Verlag; kleine, formale Anpassungen erfolgten durch die Redaktion der PÄDIATRIE.
Literatur: 1. Ghimire TR: The mechanisms of action of vaccines containing aluminum adjuvants: an in vitro vs in vivo paradigm. SpringerPlus 2015; 4: 181. 2. Woodland DL, Blackman MA: Vaccine development: baring the ‘dirty little secret’. Nature Medicine 2005; 11: 715–716. 3. Israeli E, Agmon-Levin N, Blank M: Macrophagic myofasciitis, a vaccine (alum) autoimmune-related disease. Clinical Rev Allerg Immunol 2011; 41: 163–168. 4. Weisser K, Heymans L, Keller-Stanislawski B: Sicherheitsbewertung von Aluminium in Impfstoffen. Bulletin zur Arzneimittelsicherheit 2015; 3: 7–11. 5. http://www.pei.de/DE/arzneimittelsicherheit-vigilanz/archivsicherheitsinformationen/2014/ablage2014/2014-01-21-sicherheitsbewertung-von-aluminium-in-therapieallergenen.html, abgerufen am 19.1.2017. 6. Bergfors E, Trollfors B, Inerot A: Unexpectedly high incidence of persistent itching nodules and delayed hypersensitivity to aluminium in children after the use of adsorbed vaccines from a single manufacturer. Vaccine 2003; 22: 64–69. 7. Bergfors E et al.: How common are long-lasting, intensely itching vaccination granulomas and contact allergy to aluminium induced by currently used pediatric vaccines? A prospective cohort study. Eur J Pediatr 2014; 173: 1297–1307. 8. Lidholm AG et al.: Unexpected loss of contact allergy to aluminium induced by vaccine. Contact Dermatitis 2013; 68: 286–292.
BUCHTIPPS Alles halb so schlimm
Richtig giftig
Statt sofort zum Kinderarzt zu gehen, wäre es für viele Kinder oft gesünder und stressfreier, den Verlauf einer Erkrankung mit Ruhe und Zuwendung zu beobachten, rät der Kinder- und Jugendarzt Dr. med. Stephan H. Nolte. In seinem neuen Ratgeber schildert er, bei welchen Symptomen und Krankheiten diese Strategie möglich ist und wann man unbedingt rasch einen Arzt aufsuchen sollte. Er erinnert daran, dass Krankheitssymptome ihren Sinn haben und nicht immer mit Arzneimitteln bekämpft werden müssen. Kranke Kinder wussten zudem oft selbst, was ihnen gut tut. Man sollte ihnen nicht einreden, dass sie nur mit Pillen, Tropfen, Kügelchen oder Zäpfchen wieder gesund werden könnten.
Stephan H. Nolte Alles halb so schlimm Die häufigsten Fragen an den Kinderarzt und überraschend einfache Antworten. 240 Seiten, Fr. 25.90; ISBN 978-3-466-31091-3; auch als E-Book erhältlich (EAN 978-3-641-21271-1, Fr. 18.90); Kösel-Verlag München 2017
Dieses Kinderbuch ist auf Initiative und in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit entstanden und in Deutsch, Französisch und Italienisch erschienen. Damit sollen nicht nur Kinder, sondern auch die vorlesenden Eltern, Grosseltern und andere Betreuer auf den korrekten Umgang mit chemischen Produkten und anderen Gefahren hingewiesen werden. Das Buch handelt von zwei Kindern, die gemeinsam ein wildes und unterhaltsames Abenteuer erleben. Das unterhaltsame Buch macht trotzdem deutlich: Gefahren und wichtige Warnungen wie die Gefahrensymbole, die im Buch vorgestellt werden, sollten Kinder wie Erwachsene gut kennen.
Claudia de Weck und Lorenz Pauli Richtig giftig 32 Seiten, gebunden, Fr. 24.90; ISBN 978-3-7152-0755-1, Atlantis Verlag 2018 Französisch: Bas les pattes, danger. ISBN 978-2-9405-8520-5, Edition Rossolis 2018 Italienisch: Un posto davvero pericoloso. Attenti ai veleni! ISBN 978-8-8771-3802-6, Edizioni Casagrande, Bellinzona
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