Transkript
Schwerpunkt
Potenziell tödlich: Vergiftung mit Ethylenglykol
In einem Fallbericht warnt ein Team vom Universitätsspital Genf davor, eine potenziell tödliche Ethylenglykolvergiftung mit einem Alkoholrausch zu verwechseln. Nach den ersten alkohlrauschähnlichen Symptomen einer Ethylenvergiftung, wie Sprech- und Bewegungsstörungen, folgen kardiopulmonale Symptome bis hin zum Multiorganversagen aufgrund akuten Nierenversagens. Bei jedem Patienten mit Symptomen einer Alkoholvergiftung ohne die typische Alkoholfahne sollte bei schwerer metabolischer Azidose und möglicherweise erhöhten Laktatwerten an eine Ethylenglykolvergiftung gedacht und das Antidot Fomepizol umgehend verabreicht werden. Weitere notwendige Massnahmen sind hämodynamische Unterstützung und Hämodialyse. In dem beschriebenen Fall fiel der 16-Jährige ins Koma, und er musste intubiert werden. Nach einer Woche Hämodialyse und Hämofiltration besserte sich sein Zustand, seine Nieren funktionierten nach zwei Wochen wieder normal.
PF4: Thévoz L et al.: When to suspect ethylene glycol intoxication? Swiss Med Wkly 2018; 148(Suppl 228): 55S.
Erheblicher Wandel der ambulanten Betreuung
In einer Masterarbeit am Universitätskinderspital Zürich zeigte sich, dass in den letzten Jahren ein erheblicher Wandel der ambulanten Betreuung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz eingesetzt hat. Zwischen 2008 und 2015 stieg die Anzahl der Pädiater in der
Praxis um 29,9 Prozent, bei den Hausärzten waren es nur 12,2 Prozent. Dieser Zuwachs ist in erster Linie dem steigenden Frauenanteil zu verdanken: Waren 2008 noch überwiegend Ärzte tätig, sind es heute überwiegend Ärztinnen. Der Zuwachs an Ärztinnen bedeutet aber nicht automatisch mehr Zeit für die Patienten in der Praxis, denn während die Anzahl der Pädiater stieg, sank deren durchschnittliche individuelle Arbeitszeit um 11,8 Prozent; bei den Hausärzten sank sie im gleichen Zeitraum um 4,8 Prozent. Netto bedeutet dies eine tatsächliche Zunahme der Betreuungszeit durch Pädiater um 12,2 Prozent, bei den Hausärzten sind es 7,1 Prozent. Vor zehn Jahren gingen noch gleich viele Kinder und Jugendliche zum Kinder- oder zum Hausarzt. Dies hat sich deutlich gewandelt: Zwischen 2007 und 2015 stieg die Anzahl der Konsultationen beim Kinderarzt in der Praxis um 6,8 Prozent, während sie bei den Hausärzten um 29,9 Prozent sank. Dazu passend stieg das Durchschnittsalter der Patienten in der Kinderarztpraxis von 7,5 auf 11 Jahre. Bei den Spitalambulanzen ist das Bild von Kanton zu Kanton im Detail recht unterschiedlich. Es ist jedoch der Trend erkennbar, dass immer mehr Eltern mit ihren Kindern zu ambulanten Konsultationen ins Spital kommen und manche Notfallambulanzen am Spital geradezu überrannt werden.
P095: Moser M, Jenni O: Change of outpatient care of children and adolescents in Switzerland between 2007 and 2015. Swiss Med Wkly 2018; 148(Suppl 228): 52S.
INFORMATIONEN FÜR ELTERN
Ratgeber «Baby & Kleinkind»
Merkblatt zur Unfallverhütung
Der schweizerische Elternratgeber «Baby & Kleinkind» enthält eine Fülle von Informationen und praktischen Tipps von Fachpersonen rund um die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren. So erfahren Eltern zum Beispiel, was bei Neurodermitis oder Säuglingskoliken hilft, wie sie am besten auf Trotzanfälle ihres Kindes reagieren und wie Erziehen ohne Strafen gelingt. «Baby & Kleinkind» erscheint einmal pro Jahr im A5-Format auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Kinderärztinnen und Kinderärzte, die «Baby & Kleinkind» in ihrem Wartezimmer auflegen möchten, können den Ratgeber kostenlos über www.babyund-kleinkind.ch (Rubrik Magazin) bestellen. Wer sich zuvor ein Bild der neuen Ausgabe machen will, kann dies unter dem Link www.baby-undkleinkind.ch/d.pdf tun.
Im Kanton Waadt gibt es seit 1993 das Programm PIPAD’ES (Programme cantonal de prévention des accidents d’enfants) zur Unfallverhütung bei Kleinkindern im Alter von 0 bis 5 Jahren. Auf der Website steht ein Merkblatt mit den wichtigsten Gefahrenquellen und entsprechenden Schutzmassnahmen in elf Sprachen zur Verfügung: Albanisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Kroatisch, Portugiesisch, Serbisch, Spanisch, Tamilisch und Türkisch. Das Merkblatt kann direkt heruntergeladen und ausgedruckt oder als Flyer bestellt werden: https://www.pipades.ch/produit/aide-memoire/
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Pädiatrie 4/18