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EDITORIAL | IMPRESSUM
Neurologische Alterserkrankungen
Gregor Freystätter
(Foto: zVg)
Mit dem demografischen Wandel rücken neurologische Alterserkrankungen immer stärker in den Fokus. Sie sind die häufigste Ursache für schwere langfristige Behinderungen und die zweithäufigste Todesursache weltweit (1). Daten aus der Rotterdam-Studie legen nahe, dass etwa jede zweite Frau und jeder dritte Mann im Lauf des Lebens an Demenz, Schlag anfall oder Parkinson erkranken wird (2). Präventionsstrategien, die den Ausbruch dieser Krankheiten um ein bis drei Jahre verzögern, könnten das Erkrankungsrisiko um 20 bis 50% senken (2). Die frühzeitige Erfassung von Risikofaktoren und Vorstufen erhalten dadurch einen höheren Stellenwert.
Häufig ist die Behandlung älterer Personen aufgrund einer bestehenden Multimorbidität, der damit assoziierten Polypharmazie, dem Vorliegen von geriatrischen Syndromen wie beispielsweise einer Ko gnitionseinschränkung, aber auch sensorischer Defizite wie Visus- und Gehör/ Gleichgewichtsdefizite sowie psychosozialer Faktoren komplex und zeitaufwändig. Das Behandlungsziel bei Erkrankungen im Alter ist die Erhaltung oder Wiederherstellung der Selbstständigkeit und Lebensqualität.
In dieser Ausgabe geben Spezialisten aus den Bereichen Neurologie, ORL, Physiotherapie und Psychiatrie ein Update zu Fahreignung, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen sowie zu den neuesten Entwicklungen bei der Diagnose und Therapie der Alzheimer-Krankheit (AD).
Autofahren im Alter Autofahren ist ein Indikator für Unabhängigkeit und oft ein wichtiger Aspekt der Lebensqualität älterer Menschen (3). Alexander Tarnutzer gibt einen Überblick zur Fahreignung und beschreibt die erforderliche Diagnostik und relevante Aspekte bei neurologischen Erkrankungen.
Schwindel und Gleichgewichtsstörungen Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Stürze sind im Alter häufig und meist multifaktoriell bedingt. Julia Dlugaiczyk und Kolleginnen erläutern die ursächlichen Faktoren von Schwindel und Stürzen. Sie verweisen auf hilfreiche Instrumente und Angebote, wie zu Therapeuten, die auf Schwindel und Gleichgewicht spezialisiert sind (4).
Alzheimer-Krankheit: Neues zu Biomarkern und Therapie Die Diagnose Alzheimer-Krankheit wurde traditionell auf der Grundlage des klinischen Phänotyps diagnostiziert. Die zunehmende Verfügbarkeit von Biomarkern für Amyloidund Tau-Pathologie im Liquor und in der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) hat zu einer Konzeptualisierung der AD als klinisch-biologische Diagnose geführt (5). Blutbiomarker sind in der Schweiz noch nicht für die klinische Praxis zugelassen, gewinnen aber zunehmend an Bedeutung in der Alzheimer-Diagnostik (6). Julius Popp informiert in seinem Beitrag zu den neuesten Entwicklungen in der Biomarker Diagnostik.
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Anti-Amyloid-Antikörper haben in PhaseIII-Studien bei Erwachsenen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und leichter Demenz den kognitiven und funktionellen Abbau statistisch signifikant verlangsamt und sind in den USA und der EU bereits als krankheitsmodifizierende Therapie für Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung zugelassen. Bogdan Draganski und Sebastian von Arx geben einen Überblick über die etablierte Therapie der Alzheimer- Krankheit und über die neuen Anti-Amyloid-Antikörper.
Ganzheitliches Konzept bei neurologischen Alterserkrankungen Idealerweise sollten kognitive Störungen frühzeitig abgeklärt werden, um effektivere Behandlungen und mehr Mitbestimmung für Betroffene und Angehörige zu ermöglichen. Die Swiss Memory Clinics liefern die entsprechende interdisziplinäre Expertise und Empfehlungen (7). Da die AlzheimerKrankheit mit weiteren geriatrischen Syndromen wie Stürzen, Delir, Urin-Inkontinenz und Frailty assoziiert ist, bietet sich das geriatrische Assessment als gute Grundlage für eine ganzheitliche Behandlung an (5). Viele Sturz- und Schwindelzentren sowie altersmedizinische Ambulatorien arbeiten bereits interdisziplinär und nutzen das geriatrische Assessment für eine personalisierte Behandlung.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Dr. med. Gregor Freystätter Leitender Arzt Universitäre Klinik für Altersmedizin Stadtspital Zürich Triemli Birmensdorferstrasse 497 8063 Zürich E-Mail: gregor.freystaetter2@stadtspital.ch
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Referenz: 1. Dumurgier J, Tzourio C. Epidemiology of neurological diseases in
older adults. Rev Neurol (Paris). 2020;176(9):642-8. 2. Licher S, Darweesh SKL, Wolters FJ, Fani L, Heshmatollah A, Mutlu U,
et al. Lifetime risk of common neurological diseases in the elderly population. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2019;90(2):148-56. 3. Sanford S, Naglie G, Cameron DHM, Rapoport MJ, Canadian Consortium on Neurodegeneration in Aging D, Dementia T. Subjective Experiences of Driving Cessation and Dementia: A Meta-Synthesis of Qualitative Literature. Clin Gerontol. 2020;43(2):135-54. 4. Schwindeltherapie - Therapeutenliste [Available from: https://www. schwindeltherapie.ch/therapeutenliste-schweiz/. 5. Dolphin H, Dyer AH, Morrison L, Shenkin SD, Welsh T, Kennelly SP. New horizons in the diagnosis and management of Alzheimer's Disease in older adults. Age Ageing. 2024;53(2). 6. Grande G, Valletta M, Rizzuto D, Xia X, Qiu C, Orsini N, et al. Blood-based biomarkers of Alzheimer's disease and incident dementia in the community. Nat Med. 2025;31(6):2027-35. 7. Swiss Memory Clinics [Available from: https://www.swissmemoryclinics.ch/.
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