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Systemintegration im Gesundheitswesen
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Es ist hinlänglich bekannt: Das Gesundheitssystem in der Schweiz ist stark segmentiert und deshalb längerfristig nicht in der Lage, den Patienten mit ihren immer komplexeren Erkrankungen und ihren steigenden Ansprüchen eine qualitativ befriedigende Versorgung zu bieten. Es gilt deshalb, die verschiedenen Segmente zu einem ganzheitlichen System zusammenzufügen, oder, wie das im Fachjargon heisst: «Systemintegration» ist gefragt.
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BUCHHINWEIS

Systemintegration im Gesundheitswesen

E s ist hinlänglich bekannt: Das Gesundheitssystem in der Schweiz ist stark segmentiert und deshalb längerfristig nicht in der Lage, den Patienten mit ihren immer komplexeren Erkrankungen und ihren steigenden Ansprüchen eine qualitativ befriedigende Versorgung zu bieten. Es gilt deshalb, die verschiedenen Segmente zu einem ganzheitlichen System zusammenzufügen, oder, wie das im Fachjargon heisst: «Systemintegration» ist gefragt. Wie aber hat man sich das angestrebte «integrierte Versorgungssystem» konkret vorzustellen? Und wie ist es zu erreichen? Mit diesen Fragen befasst sich das Buch «Die Umarmung des Hippokrates – Systemintegration im Gesundheitswesen», das vor kurzem im EMH-Verlag erschienen ist; Herausgeber sind Peter Berchtold und Elisabeth MichelAlder. Der Sammelband enthält 13 Beiträge von zwei Expertinnen und
«Die Mehrheit der
Beiträge widmet sich
praktischen Fragen, die im
Hinblick auf ein integriertes
Versorgungssystem von
»Bedeutung sind.
neun Experten aus der Schweiz und aus Deutschland; dazu kommen eine Neuauflage des 1996 von einer Gruppe von Fachleuten entwickelten Modellvorschlags «X-und», ein Glossar und ein Stichwortverzeichnis. Einige Beiträge befassen sich mit grundlegenden Fragen wie: Warum ist ein Wandel im Gesundheitssystem notwendig? Welche Rolle können oder sollen die einzelnen Akteure da-

bei spielen? Welche Patienten profitieren davon? Welche Rolle kommt der Ethik zu? Die Mehrheit der Beiträge aber widmet sich praktischen Fragen, die im Hinblick auf ein integriertes Versorgungssystem von zentraler Bedeutung sind, wie der Qualitätsmessung, den Patientenpfaden, den Vernetzungsformen und -strategien, der Führung von Gesundheitsorganisationen, den gesundheitsökonomischen Evaluationen, den Verrechnungsarten/Vergütungsformen und dem Informationsmanagement. So bietet das Buch einen umfassenden Überblick, der auch Eingeweihten neue Aspekte aufzeigen kann. Von Bernhard Güntert zum Beispiel erfahren wir unter anderem, warum es sich bei vielen Studien, die von den Autoren als Kosten-NutzenAnalysen bezeichnet werden, bestenfalls um Kostenvergleiche handelt. Andreas Weber zeigt Wege zur Vernetzung auf und beschreibt in einer hilfreichen Tabelle vier Idealtypen von Netzstrukturen mit spezifischen Vor- und Nachteilen. Andreas Greulich und Niklaus Löffel schaffen einen Überblick über die inputund outputorientierten Vergütungsformen und ihre Auswirkungen und erläutern – neben vielem anderem –, welchen Einfluss die Verhandlungsführung auf die «Qualität der Finanzierung» und damit letztlich auf die Qualität der Versorgung hat. Umfangmässig und inhaltlich den grössten Beitrag zum Buch hat aber Elisabeth Michel-Alder geleistet. Fünf Kapitel stammen von ihr. Sie sind geprägt von ihrer umfassenden Kenntnis des Gesundheitssystems, ihrer grossen Erfahrung im Bereich der System- und Teamentwicklung und ihrer zugleich visionären und praxisnahen Denkweise. Eindrücklich ist etwa ihr Beitrag «Hand-

lungsfelder in Transformationen», wo sie fünf wichtigen Akteuren – den Ärzten und Ärztinnen, der Pflege, der Pharma- und Medizinaltechnikindustrie, den Versicherern sowie dem Staat – je den Spiegel vorhält und ihnen aufzeigt, wo sie
«Andreas Greulich und
Niklaus Löffel erläutern
neben vielem anderem,
welchen Einfluss die
Verhandlungsführung
auf die ‹Qualität der
»Finanzierung› hat.
heute stehen, wie sie dahin kamen, wo sie morgen stehen könnten und wie sie sich darauf vorbereiten sollten. Leider erfahren wir kaum Konkretes über die vielfältigen Entwicklungen im Bereich des Case Managements, die in der Schweiz in den letzten Jahren stattfanden und die vermutlich viel zu einer Integration nicht nur des Gesundheitssystems, sondern des gesamten Betreuungssystems ernsthaft kranker Menschen – mit ihren gesundheitlichen, sozialen und beruflichen Bedürfnissen – beitragen können. Ein Bericht darüber, von einer nichtärztlichen Fachperson verfasst, hätte das Buch bereichert. Trotz der kleinen Lücke ist es aber allen, die in irgendeiner Form mit dem Gesundheitssystem zu tun haben, wärmstens zur Lektüre zu empfehlen. (rs)
P. Berchtold, E. Michel-Alder (Hrsg.): Die Umarmung des Hippokrates – Systemintegration im Gesundheitswesen. EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG, Basel, 2003. 304 Seiten, 48 Franken. ISBN 3-7965-2024-3; Internet: www.emh.ch

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