Transkript
EDITORIAL
Was haben Todd Lodwick, Claudia Pechstein und Denise Biellmann gemeinsam? Sie alle sind
Wintersportler, die aussergewöhnliche Leistungen vollbracht haben, obwohl sie unter Asthma leiden. Dass Asthma keinen Grund darstellt, auf Sport zu verzichten, ist bekannt – auch wenn sich das noch immer nicht bis in die allerletzten Winkel herumgesprochen hat. Die Winterolympiade bietet aber nun einmal mehr Anlass, über den doch sehr unterschiedlichen Umgang mit körperlichen Grenzen nachzudenken. Wo der eine an seiner (chronischen) Krankheit verzweifelt, ist sie dem anderen erst recht ein Ansporn.
Aber warum in die Ferne schweifen? Auch der 27-jährige Langläufer Dario Cologna, der im Skiathlon die erste Goldmedaille für die Schweiz geholt hat, musste sich im November aufgrund mehrerer Bänderrisse am rechten Sprunggelenk operieren lassen. Aber seine Auszeichnung zum Sportler des Jahres habe ihm Mut gemacht und ihm die Kraft gegeben, wie er selber sagt, schnell auf die Loipe zurückzukehren. Auf den Langlaufski scheint die Verletzung ihn auf jeden Fall nicht mehr nachhaltig zu beeinträchtigen. Und zu guter Letzt muss hier auch noch der Österreicher Thomas Morgenstern erwähnt werden. Er springt wieder, obwohl er erst vier Wochen zuvor mit Schädel-Hirn-Trauma und Lungenquetschung auf der Intensivstation gelegen hat – und der schwere Sturz, der ihn dahin
Das Olympiafieber ist ein besonderes Fieber
Bei konsequenter Krankheitskontrolle sind auch mit Asthma grosse sportliche Erfolge möglich. Der Amerikaner Todd Lodwick zum Beispiel, 37 Jahre alt, hat sich 20 Jahre nach seiner olympischen Premiere bereits zum sechsten Mal für die Winterspiele qualifiziert, trotz Asthma und Glutenintoleranz. Seine Disziplin ist die nordische Kombination, in der er bereits zweimal Weltmeister war. Selbst eine lädierte Schulter hat ihn nicht davon abgehalten, in Sotschi dabei zu sein, und das auch noch als Fahnenträger für die USA. Auch die 19-jährige amerikanische Skispringerin Sarah Hendrickson, im letzten Jahr Weltmeisterin, war bereit, für Olympia alles zu geben, obwohl sie sich im August das Kreuzband gerissen hatte. Sie hat die übliche Pause dafür ein wenig abgekürzt und ihre Verletzung sogar noch positiv interpretiert: Ohne diese hätte sie tonnenweise Druck auf sich gehabt.
brachte, bereits der zweite innerhalb von vier Wochen war. Olympia scheint wahrlich eine ganz besondere Anziehungskraft zu haben, denn nicht jedes Ausmass der Selbstmotivation ist gleichermassen nachvollziehbar oder zur Nachahmung zu empfehlen ...
Christine Mücke
ARS MEDICI 3 I 2014
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