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KURZ & BÜNDIG
Dexamethason könnte Metastasen bei therapieresistentem Brustkrebs reduzieren
Dexamethason wird in der Onkologie als Begleitmedikation eingesetzt, etwa zur Linderung von Übelkeit oder entzündlichen Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Eine Arbeitsgruppe der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel hat nun gezeigt, dass der Wirkstoff auch direkt gegen metastasierte, hormontherapieresistente Brusttumoren wirken kann (1).
Das östrogenrezeptor-positive (ER+) Mammakarzinom spricht üblicherweise gut auf antihormonelle Therapien an, die die Östrogenrezeptoren deaktivieren oder abbauen. Aber manche Patienten entwickeln Metastasen, die nicht mehr auf die Hormontherapie reagieren. In solchen Fällen existieren nur begrenzte therapeutische Optionen.
Forscher um Prof. Mohamed Bentires-Alj berichten in EMBO Molecular Medicine, dass Dexamethason bei Mäusen mit therapieresistenten ER+ Tumoren die Bildung von Lebermetastasen deutlich reduzierte und das Überleben verlängerte. Dexamethason unterdrückt über den Glukokortikoidrezeptor die Produktion des Östrogenrezeptors und damit
verlieren die Krebszellen einen zentralen Treiber ihres Wachs-
tums. Dieser Effekt konnte in patientenabgeleiteten Tumor-
organoiden bestätigt werden. Sollten sich diese Befunde in
klinischen Studien reproduzieren lassen, könnte Dexame-
thason über seine bisherige unterstützende Rolle hinaus wo-
möglich gezielt zur Behandlung bestimmter metastasierter
ER+ Brusttumoren eingesetzt werden.
Gleichzeitig betonen die Autoren, dass der Wirkstoff nicht
für alle Brustkrebspatientinnen geeignet ist: Bereits 2019
haben sie gezeigt, dass Dexamethason beim triple-negativen
Mammakarzinom die Metastasierung fördern kann. «Dexa-
methason ist ein Beispiel dafür, dass der gleiche Wirkstoff
bei verschiedenen Brustkrebsformen sehr unterschiedliche
Wirkungen auf den Krankheitsverlauf haben kann», so Prof.
Bentires-Ali (2).
Mü
Referenzen: 1. Manivannan M et al.: Activated glucocorticoid receptor is an estrogen
receptor silencer in ER+ metastatic breast cancer. EMBO Mol Med. Published online November 19, 2025. doi:10.1038/s44321-025-00342-z 2. Medienmitteilung der Universität Basel.
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