Die Gesundheitsversorgung der Schweiz wird von der Bevölkerung auch gemäss neuesten Umfragen als ausgezeichnet betrachtet. Dennoch rangiert die Gesundheit auf dem Sorgenbarometer auf dem zweiten Platz. Tatsächlich zeichnen sich in der Schweiz, wie in den meisten Industrienationen, eklatante Defizite bei der Finanzierung sowohl auf Leistungsanbieter- als auch auf Versicherungsseite ab.
Gerade die Managed-Care-Entwicklung in der Schweiz zeigt, dass selbst im fragmentierten Gesundheitswesen von unterschiedlichen Interessengruppen gemeinsam getragene Lösungen und In-
novationen möglich sind.
Am Beispiel des fiktiven europäischen Landes Urbitopia zeigt der Autor aktuelle Tendenzen auf, wie
die Gesundheitsversorgung über die Spitalgrenzen hinaus organisiert und koordiniert werden kann.
Die teuersten 20 Prozent der Erkrankten verursachten 2003 in der Schweiz rund 70 Prozent der Kosten des Gesundheitswesens.1 Diese «teuerste» Patientengruppe setzt sich vor allem aus chronisch Erkrankten zusammen. Sie beziehen meist Leistungen verschiedener Ärzte und Institutionen und werden sowohl ambulant als auch stationär behandelt. Dadurch sind Chroniker mit einem der schwächsten Punkte des schweizerischen Gesundheitswesens konfrontiert: der mangelhaften Koordination von ambulanten und stationären Leistungen. Lokale Gesundheitsnetzwerke zwischen Hausärzten und regionalen Spitälern können diese Schnitt- in eine Nahtstelle verwandeln.
Managed Care in der Psychiatrie war lange kein Thema. Das hat sich seit kurzem geändert. Nach der Anstaltsära und der sozialpsychiatrischen Wende läuft die «third revolution» [1]. Psychiatrie-
versorgung wird versachlicht, datengelenkt, evidenzbasiert und ins medizinische Gesundheitssystem einbezogen. Angestrebt wird eine durchgreifende fachliche, soziale und budgetäre Integration aller Versorgungsleistungen.
Lediglich ein sehr kleiner Teil der Ärzteschaft oder auch der Spitäler beteiligt sich in der Schweiz an Programmen oder Vernetzungsprojekten, die entweder unabhängig von Risikostrukturen der Zielgruppen der reinen Optimierung von Versorgungsprozessen dienen, oder gezielt zu einer qualitativ besseren Betreuung der Patienten im Sinne von Disease Management (DM) führen sollen. Die Absenz der Ärzte im Bereich der DiseaseManagement-Programme1 wird unter anderem damit begründet, dass die medizinische Evidenz für DM-Programme fehle. Es bestehe die Gefahr, dass dem Arzt seine Patienten weggenommen würden, oder dass er die Verantwortung für sie verlöre.
Die Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) sind das Mittel der Wahl für Branchen mit hoher Informationsdichte und mit Bedarf für Koordination und Prozessoptimierung. Diese Kriterien treffen auch auf das Gesundheitswesen zu: Es zeichnet sich durch eine besonders hohe Datendichte
und -komplexität aus, Medienbrüche und Redundanzen sind die Regel, das massive Informations- und
Koordinationsdefizit zwischen allen Beteiligten erweist sich gar als lebensbedrohlich [1].
Ein Klinikaufenthalt ist für die meisten psychisch Kranken ein einschneidendes Erlebnis. Viele gehen ja auch nicht freiwillig in die Klinik, sondern weil die ambulante Behandlung nicht ausreichend hilft. Gedanken aus Sicht von Betroffenen zu Begegnungs- und Dialogstellen zwischen Spital und Praxis
am Beispiel der Psychiatrie.
Um die Qualität im Spital bereichsübergreifend messen zu können, haben die Autoren eine Qualitätspyramide entwickelt. Die zugehörigen Indikatoren liefern die Daten, mit denen die Qualität ge-
steuert werden kann. Qualitätscontrolling am Beispiel des Kantonspitals Luzern.
Bericht über die 2. Luzerner Trendtage Gesundheit vom 23. und 24. März 2006
Krebsmedikamente können viel und kosten viel. An den Luzerner Trendtagen Gesundheit diskutierten die ExpertInnen über die ökonomischen Grenzen der Onkologie. Prävention, Kosten-Nutzen-Überlegungen und Rationalisieren kommen noch vor einer Rationierung, so das Fazit der Veranstaltung.
Wissensmanagement im Gesundheitswesen
Gesundheitsfachleute müssen viel Wissen mit kurzer Halbwertszeit verarbeiten. «Wissensmanagement» soll dabei helfen. Ein Ratgeber für private und öffentliche Institutionen im Gesundheitswesen betrachtet nun theoretisch und praktisch den Umgang mit Wissen.
Hausärzte: Wir sind Gold wert!
Kundgebungen vor dem Bundeshaus sind nichts Aussergewöhnliches. Früher waren es Gewerkschaften, Friedensbewegte, Frauenrechtlerinnen oder Umweltaktivisten, welche die politische Öffentlichkeit mit Transparenten, Megaphonen und Sprechchören auf ihre Anliegen aufmerksam machten. Am ersten April dieses Jahres war es anders. Die Zuschauer auf dem Bundesplatz und zuhause vor den Fernsehgeräten werden sich an dergleichen Auftritte erst gewöhnen müssen:
Vorankündigung und Einladung für den Podiumsanlass vom 31.8.06 in Zürich
Warum werden heute ambulante Behandlungen durch die Krankenversicherungen allein vergütet, stationäre Behandlungen jedoch finanziell hälftig von den Kantonen und den Versicherern getragen ?
Der Ständerat hat vor kurzem vorgeschlagen, dass auch die Spitalbehandlungen unter Umverteilung der Bundessubventionen von den Versicherern allein finanziert werden (monistische Spitalfinanzierung). Damit fände der unnatürliche Finanzierungsunterschied zwischen ambulanter und stationärer Behandlung ein Ende.
Stimmen zu Entwicklungen im Gesundheitswesen
Ideen zu einer neuen nationalen Gesundheitspolitik
«Eine neue nationale Gesundheitspolitik soll die zielorientierte und verfassungsmässige Grundlage bilden, um die Kompetenzen von Bund und Kantonen neu zu regeln. Nicht mehr 26, sondern zum Beispiel fünf Versorgungsräume sollen über politische Grenzen hinweg nach funktionalen, patientengerechten Kriterien die Grundversorgung sicherstellen.» Dies schreibt Peter Saladin, Präsident von Hplus, in den «Public Health Schweiz News» zum Thema Gesundheitsziele.
Managed Care auf dem Prüfstand
Managed Care, oft in Funktionsweise und Zielsetzung nicht richtig verstanden, stellt für manche eine Bedrohung dar, für andere ist es die Allerweltslösung für das Gesundheitswesen. Zwischen diesen beiden Polen kann aber auch wissenschaftlich nüchtern analysiert werden, sei es mit Fokus auf die Versorgungsmodelle (HMO, Hausarztmodelle) oder das Steuerungsinstrumentarium (Gatekeeping, Case Management, Guidelines, Disease Management, Demand Management, unterschiedliche Vergütungsformen).
Veranstaltungen/Weiter- und Fortbildung
Territorialitätsprinzipien
Ein Pilotprojekt in Basel soll zeigen, ob die kontrollierte Öffnung des Territorialprinzips Wettbewerbsdruck auf die Schweizer Spitäler und Ärzte erzeugt und so Kosten spart. Dazu kommen Lörracher Kliniken auf die Basler Spitalliste, und die Lörracher Bevölkerung kann sich im Gegenzug auch in den Basler Spitälern behandeln lassen. Für den deutschen Landkreis Lörrach ist es interessant, spezialisierte Leistungen im Universitätsspital Basel einzukaufen, und Basel möchte akutmedizinische Leistungen im süddeutschen Raum beziehen.