Transkript
SCHWERPUNKT
Bedeutung der Komplementärmedizin beim Mammakarzinom
Behandlungswege mit nachgewiesener Wirksamkeit
Brustkrebspatientinnen fragen häufig nach Komplementärmedizin und wünschen sich, über Möglichkeiten und Wirksamkeit von ihrer/ihrem onkologisch behandelnden Ärztin/Arzt informiert zu werden. In der Komplementärmedizin existieren supportive Angebote, für die es positive Evidenz gibt und die sich gut mit einer antitumoralen Therapie kombinieren lassen. Der Artikel beschreibt die Situation und die Bedürfnisse auf Patientinnen- und Arztseite und geht auf verschiedene Verfahren und deren Evidenz ein.
CLAUDIA WITT
Fast die Hälfte aller Krebspatientinnen und Krebspatienten nutzt Komplementärmedizin während oder nach der antitumoralen Therapie, mit noch höheren Zahlen bei Frauen mit Brustkrebs (1). Der Begriff Komplementärmedizin ist jedoch nicht einheitlich definiert. Pragmatisch gesehen, fasst man unter Komplementärmedizin eine Vielzahl von Verfahren zusammen, die zusätzlich zur konventionellen Medizin angewendet werden. Dazu gehören ganze Therapiesysteme, wie beispielsweise die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), aber auch einzelne Vitamine und Spurenelemente wie Vitamin C oder Selen, die als Nahrungsergänzung eingesetzt werden (2). In einer aussagekräftigen Umfrage in Deutschland wurden über 700 Patientinnen mit Brustkrebs zu ihren Bedürfnissen und Erwartungen in Bezug auf die Behandlung befragt. Auf die Frage, welche Änderungen sie für die Wichtigsten hielten und vornehmen würden, wenn sie die Brustkrebsbehandlung verbessern wollten, wurde der Wunsch nach einer stärkeren Integration der Komplementärmedizin in die Behandlung am häufigsten geäussert (3).
Merkpunkte
I Brustkrebspatientinnen nutzen häufig Komplementärmedizin und wün-
schen sich eine Integration in die antitumorale Therapie.
I Leitlinien empfehlen insbesondere nicht medikamentöse Verfahren, die
sich gut mit der antitumoralen Therapie kombinieren lassen.
I Zukünftige Fortbildungsangebote werden Ärztinnen und Ärzte darin un-
terstützen, sich in diesem Themenbereich systematisch fortzubilden.
I Mind-Body-Medicine kombiniert wissenschaftliche Erkenntnisse und Ver-
fahren in einem innovativen, integrativen Konzept, das den Körper mit der
Psyche verbindet und Self Care vermittelt.
Integrative Onkologie: Begriffsklärung
Es besteht also der Wunsch nach mehr Integration in die onkologische Versorgung. In der sogenannten Integrativen Onkologie wird versucht, dies umzusetzen, indem die onkologische Therapie sinnvoll mit Komplementärmedizin ergänzt wird. Da der Begriff Integrative Onkologie nicht geschützt ist, gibt es jedoch darunter auch Angebote, die dem Anspruch einer «sinnvollen Ergänzung» nicht gerecht werden. Eine in einem internationalen systematischen Konsensusprozess von der Society of Integrative Oncology entwickelte Definition wird in Kürze in der Fachzeitschrift des US-amerikanischen, nationalen Krebsinstituts (JNCI Monographs) erscheinen und diesbezüglich mehr Klarheit schaffen. Demzufolge ist Integrative Onkologie ein patientenzentriertes, evidenzinformiertes Gebiet der Krebstherapie, das Mind-Body-Verfahren, natürliche Produkte und/oder Lebensstiländerungen aus unterschiedlichen Traditionen begleitend zu den konventionellen Krebstherapien einsetzt. Die Integrative Onkologie versucht, Gesundheit, Lebensqualität und klinische Outcomes über den Behandlungsverlauf hinweg zu optimieren und Menschen zu befähigen, Krebs vorzubeugen und zu aktiven Teilnehmern vor und während der Krebsbehandlung sowie über diese hinaus zu werden.
Wünsche der Patientinnen mit Brustkrebs
Die häufige Nutzung der Komplementärmedizin von Brustkrebspatientinnen wird durch verschiedene Aspekte beeinflusst (4), darunter der Wunsch, eine aktivere Rolle bei der Behandlung der Krebserkrankung einnehmen zu können und potenzielle Nebenwirkungen reduzieren zu wollen. Viele möchten auch
GYNÄKOLOGIE 4/2017
21
SCHWERPUNKT
einer Progression einem Rezidiv vorbeugen. Viele Brustkrebspatientinnen möchten deshalb von ihrem «konventionellen» Behandlungsteam (5) über Möglichkeiten aus der Komplementärmedizin informiert werden; allerdings wird das Thema bei den Behandlungsterminen oft nicht angesprochen (5, 6). Die Patientinnen gehen oft davon aus, dass ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte für das Thema nicht offen sind und zudem auch nicht das notwendige Fachwissen dazu haben (5, 7, 8). Deshalb suchen viele Patientinnen Informationen über andere Quellen. Sehr oft wird zu wenig berücksichtigt, dass es bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder von Phytotherapeutika zu Interaktionen mit der antitumoralen Therapie kommen kann (9).
Fortbildungen für Ärztinnen und Ärzte
Immer mehr onkologisch tätige Ärztinnen und Ärzte möchten aufgrund der hohen Patientinnen- und Patientennachfrage Kenntnisse zum Thema Komplementärmedizin erwerben und sind deshalb auf der Suche nach passenden Fortbildungsangeboten (10). Dabei gibt es unterschiedliche Bedürfnisse, beginnend mit dem reinen Faktenwissen bis hin zu Anwenderkenntnissen. Die in der Schweiz existierenden Fähigkeitsausweise im Bereich Komplementärmedizin fokussieren jeweils nur auf einen umschriebenen Bereich der Komplementärmedizin (z.B. anthroposophische Medizin oder Akupunktur/TCM) und sind, was die Behandlungsindikationen betrifft, sehr viel breiter als die Onkologie ausgelegt. Fortbildungen, die übergreifend über komplementärmedizinische Verfahren informieren, die wissenschaftliche Evidenz berücksichtigen und auf supportive Anwendung ausgerichtet sind, existieren bisher in der Schweiz nicht. Um diese Lücke zu füllen, wird zurzeit am Institut für komplementäre und integrative Medizin am Universitätsspital Zürich zusammen mit dem Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie (KOKON) (www.kompetenznetz-kokon.de) ein erstes Basistraining für onkologisch tätige Ärztinnen und Ärzte entwickelt. Das durch die Deutsche Krebshilfe und die Günter-und-Regine-Kelm-Stiftung geförderte Projekt soll im Rahmen eines modernen E-Learnings kognitives Wissen zu relevanten komplementärmedizinischen Verfahren vermitteln sowie einen Überblick über die Evidenz der Verfahren bei relevanten supportiven Indikationen geben.
Patientinnen haben vielfältige Fragen Patientinnen kommen häufig mit Fragen zu Nahrungsergänzungsmitteln (z.B. Selen oder Vitamin C) oder zu spezifischen Phytotherapeutika (Mistel, Johanniskraut, Cannabis) in die Sprechstunde. Fragen dieser Art können zur Verunsicherung ärztlicherseits führen, wenn man sich nicht up to date mit der aktu-
ellen Literatur wähnt. Im weiteren Gespräch mit den Patientinnen wird jedoch häufig klar, dass die Frage nach komplementärmedizinischen Präparaten oft stellvertretend für den Wunsch steht, selbst aktiv sein zu können. Dabei sind die Patientinnen meistens an weiteren Informationen zum Thema interessiert. Ängstlichkeit, depressive Symptome und eine reduzierte Lebensqualität kommen zu den Bedürfnissen nach mehr Information, dem Austausch mit anderen Patientinnen, dem besseren Umgang mit der Erkrankung und den bestehenden Symptomen und Nebenwirkungen hinzu. Trotzdem gibt es auch immer wieder Patientinnen, die nach echten Alternativen zur antitumoralen Therapie suchen. Dies kann, je nach Situation der Patientin und der Arzt-PatientinBeziehung, eine mehr oder weniger grosse Herausforderung für ein Gespräch über Komplementärmedizin sein. Deshalb sind gute kommunikative Fähigkeiten und eine empathische Vermittlung der Informationen eine ganz wichtige Grundlage für ein gelungenes Gespräch über das Thema Komplementärmedizin (11).
Integration von Komplementärmedizin in die antitumorale Therapie
Eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (AGO) unter ihren 676 Mitgliedern zeigte, dass von 104, die den Fragebogen ausfüllten, bereits 93% ein komplementärmedizinisches Angebot für Brustkrebspatientinnen gaben (12). Die Integration komplementärmedizinischer Verfahren in die Versorgung von Brustkrebspatientinnen kann in unterschiedlichen Formen stattfinden. Das komplementärmedizinische Angebot an Spitälern kann direkt in das Brustzentrum integriert sein, wie es beispielweise am Brustzentrum der Neuen Frauenklinik des Luzerner Kantonsspitals der Fall ist. Alternativ kann wie am Universitätsspital Zürich ein spezialisiertes Institut mit dem Brustzentrum zusammenarbeiten.
Empfehlungen zur Komplementärmedizin aus Leitlinien
Im deutschsprachigen Raum hat sich die AGO sehr für die Integration der Komplementärmedizin in ihre Leitlinien engagiert. Die in den USA angesiedelte Society for Integrative Oncology (SIO) hat zudem spezielle Praxisleitlinien für komplementäre und integrative Medizin entwickelt. Bei beiden Leitlinien wird deutlich, dass nicht medikamentöse Massnahmen wie Yoga, Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) oder Akupressur im Vordergrund der Empfehlungen stehen. Diese haben neben positiver Evidenz auch den Vorteil, dass sie relativ breit eingesetzt werden können und sich unbedenklicher mit der antitumoralen Therapie kombinieren lassen als medikamentöse Verfahren. Zudem kommen diese
22 GYNÄKOLOGIE 4/2017
SCHWERPUNKT
Tabelle:
Charakteristika und Indikationen nicht medikamentöser Verfahren, die in Leitlinien empfohlen werden
Verfahren Beschreibung
Akupunktur
• Teil der chinesischen Medizin • Es werden dünne sterile Einmalnadeln an sog. Akupunkturpunkten durch die Haut eingestochen
Entspannungs- • Zu den Entspannungs-
verfahren
verfahren werden üblicherweise
progressive Muskelent-
spannung, autogenes Training,
Guided Imagery, Selbsthypnose
und Atemübungen gezählt
Hypnose
• Ist charakterisiert durch einen
hypnotischen Zustand, in dem
weniger Ablenkung stattfindet
und der Behandler die
Aufmerksamkeit auf be-
stimmte Objekte oder
Gedanken lenken kann
Massage
• Es gibt verschiedene Formen
von Massage, diese beinhalten
zumeist das Streichen über
verschiedene Muskeln oder
Gewebe, in verschiedenem
Tempo und mit unterschied-
lichem Druck
MBSR Yoga
• Von Jon Kabat-Zinn entwickelt • Vermittlung von Achtsamkeit inkl. achtsamer Bewegung (Yoga/Qigong) in einem Gruppenprogramm • Entstammt der indischen Philosophie • Kombiniert körperliche Übungen, Atemübungen und Meditation
Indikation (AGO- oder SIO-Leitlinie) * generelle Empfehlung #Empfehlung in Einzelfällen • CINV* • Angst# • Depression# • CRF# • Schmerzen# • Lebensqualität# • Hitzewallungen#
• Angst# • Depression*
• Präoperativ* • Schmerzen# • CRF#
• Angst# • Depression*
• Lebensqualität* • Angst/Stress* • Depression*
• Angst* • Depression* • Lebensqualität* • CRF# • Schlafstörung#
Anbieter in der Schweiz Sicherheit
• Ärztinnen und Ärzte mit Fähigkeitsausweis (Erstattung über Grundversicherung, Suche über www.hp.doctorfmh.ch) • Therapeutinnen und Therapeuten (Zusatzversicherung oder Selbstzahlung, Suche z.B. über www.emindex.ch)
• Relativ sicher, wenn Koagulation und Immunabwehr nicht deutlich reduziert sind • Behandler sollten Erfahrung mit Brustkrebspatientinnen haben und keine TCM-Kräuter parallel zur Chemotherapie verschreiben
• Werden als sicher eingeschätzt
• Ärztinnen und Ärzte (Suche über www.hp.doctorfmh.ch) • Psychologinnen und Psychologen (www.hypnos.ch)
• Relativ sicher • Behandler sollten Erfahrung mit Brustkrebspatientinnen haben
• Physiotherapeutinnen und –therapeuten, Therapeutinnen und Therapeuten (Zusatzversicherung oder Selbstzahlung, Suche z.B. über www.emindex.ch)
• Schweiz: www.mbsr-verband.ch/ kursangebote/lehrende/
• Relativ sicher • Keine Massage in vulnerablem Regionen (offenen Wunden, Drainagen, Hautrötungen nach Radiotherapie) • Behandler sollten Erfahrung mit Brustkrebspatientinnen haben • Wird als sicher eingeschätzt
• www.swissyoga.ch • www.yoga.ch
• Sanftes Yoga wird als sicher eingeschätzt • Therapeuten sollten Erfahrung mit Brustkrebspatientinnen haben und auf mögliche körperliche Einschränkungen (z.B. Lymphödem) Rücksicht nehmen
Dosierung
• Üblicherweise 1–2 x/Woche
• Instruktion zu Selbstausführung • Möglichst tägliche Ausführung
• Je nach Bedarf
• Je nach Indikation, (üblicherweise 1 x/Woche)
• 8-WochenProgramm (2–3 h/Woche) • 1 Achtsamkeitstag + tägliches Üben • 1 x/Woche oder Seminar + tägliches Üben
CINV= Chemotherapy-induced nausea and vomiting, CRF= Cancer related fatigue
Verfahren oft dem Wunsch der Patientinnen entgegen, selbst etwas aktiv tun zu können. Während diese Therapien eher generell empfohlen werden (Tabelle), werden sowohl in den Leitlinien der AGO für Mammakarzinom (13) als auch in den Praxisleitlinien der SIO (14) medikamentöse Verfahren der Komplementärmedizin nur selten empfohlen. Gründe dafür sind unter anderem die nicht ausreichende Evi-
denz, aber insbesondere auch mögliche Interaktionen mit der antitumoralen Therapie. Mistellektine (Viscum album) beispielsweise können laut Empfehlung der AGO-Leitlinie im Einzelfall zur Reduktion therapieassoziierter Nebenwirkungen hilfreich sein, wohingegen die amerikanische Leitlinie der SIO sich aufgrund der unterschiedlichen Präparate und wegen der geringen Erfahrung in den USA zur Mistel-
24 GYNÄKOLOGIE 4/2017
SCHWERPUNKT
Bewegung Entspannung
Atmung Ernährung Selbsthilfe
therapie eher zurückhaltend äussert. Eine wissenschaftliche Zusammenfassung der Evidenz in «Onkopedia» zur Mistel kommt zu folgendem Schluss: «Aus 18 kontrollierten klinischen Studien gibt es Evidenz dafür, dass sich Mistelpräparate positiv auf die Lebensqualität während einer Chemotherapie auswirken. In 7 von 14 kontrollierten klinischen Studien zeigte sich auch eine Verbesserung des Überlebens. Aufgrund methodischer Mängel der klinischen Studien ist die Aussagekraft der Ergebnisse allerdings noch begrenzt und lässt keine eindeutigen Empfehlungen für die Behandlungspraxis zu» (15). Ingwer als weiteres medikamentöses Bespiel wird in beiden Leitlinien als zusätzliche Option zur antiemetischen Therapie im Einzelfall empfohlen. Die SIOLeitlinie empfiehlt zudem Ginseng im Einzelfall bei krebsbezogener Fatigue.
Mind-Body-Medicine in der Onkologie
In der Integrativen Onkologie spielen Verfahren, die in der Mind-Body-Medicine angewendet werden, eine zunehmend wichtige Rolle. Bei der Mind-Body-Medicine handelt es sich um ein innovatives, integratives Konzept, das den Körper mit der Psyche verbindet und Self-Care vermittelt. Durch multimodale Therapiekonzepte sollen Symptome reduziert und Selbstwirksamkeit gestärkt werden. Dabei werden moderne wissenschaftliche Erkenntnisse und bewährte Methoden aus Komplementärmedizin, Psychologie und Ernährungssowie Sportwissenschaften kombiniert (2). Das zugrunde liegende Konzept wurde Ende der 1960er-Jahre in den Vereinigten Staaten an der Harvard Medical School von Dr. Herbert Benson zur Behandlung von Symptomen wie chronische Schmerzen entwickelt (16). Die Weiterentwicklung und die Anpassung der Konzepte an die Bedürfnisse onkologischer Patienten sowie die Integration naturheilkundlicher Elemente erfolgte in Deutschland durch Prof. Gustav Dobos, Dr. Anna Paul und Dr. Petra Voiss (17). Das salutogenetische Prinzip und die Veränderung des Lebensstils sowie verhaltenstherapeutische Elemente spielen dabei eine wichtige Rolle (18). Die Mind-Body-Medicine kann sehr gut in Form von Gruppenintervention umgesetzt werden. Damit wird auch dem Bedürfnis der Brustkrebspatientinnen nach Interaktion mit anderen Patientinnen entgegengekommen. Grundelemente der Mind-Body-Medicine können zudem sehr gut in ein komplementärmedizinisches ärztliches Gespräch integriert werden. Dabei werden Aspekte der Achtsamkeit, Bewegung (u.a. Yoga und Qigong), Entspannung, Atmung und Ernährung sowie komplementärmedizinische Selbsthilfemassnahmen (z.B. Akupressur [19]) in ein Gesamtkonzept eingegliedert (Abbildung) und an die individuelle Situation der Patientin angepasst. Die
Achtsamkeit Abbildung: Schwerpunkte in der Mind-Body-Medicine
Mind-Body-Medicine ist damit kein vollkommen eigenständiges Therapieverfahren, wie bespielweise die chinesische Medizin, sondern kombiniert wissenschaftliche Erkenntnisse und Verfahren unterschiedlicher Herkunft. Deshalb handelt es sich mehr um ein Gesamtkonzept als um ein starres System. Deshalb ist bei einer Weiterentwicklung der Medizin und bei einer Veränderung der Evidenzlage auch eine Anpassung der einzelnen therapeutischen Empfehlungen ermöglicht.
Komplementäre und integrative Medizin
am Universitätsspital Zürich
Am Institut für komplementäre und integrative Medi-
zin am Universitätsspital Zürich bildet die Mind-Body-
Medicine die Grundlage für die ärztliche Behandlung
und wird durch Angebote aus der Akupunktur, der
Phytotherapie und der Naturheilkunde komplettiert.
Weiterhin machen speziell in Mind-Body-Medicine
ausgebildete Psychologinnen Gruppenangebote für
Krebspatientinnen. Für diese Angebote wurden die in
den Vereinigten Staaten und Deutschland entwickel-
ten Konzepte zur Mind-Body-Medicine weiterent-
wickelt und auf die spezielle Situation und die Bedürf-
nisse von Schweizer Patientinnen angepasst. Auch
spielt die Gesundheitspsychologie eine immer wichti-
gere Rolle im Rahmen dieses Ansatzes. Der an der
Universität Zürich geplante Certificate of Advanced
Studies in gesundheitspsychologischer Lebensstilän-
derung und Mind-Body-Medicine wird zukünftig eine
wissenschaftlich profunde und praktisch umsetzbare
Fortbildungsmöglichkeit bieten.
I
Prof. Dr. med. Claudia M. Witt, MBA Institut für komplementäre und integrative Medizin Universitätsspital Zürich 8091 Zürich E-Mail: claudia.witt@uzh.ch
Interessenkonflikte: keine in Zusammenhang mit diesem Artikel.
GYNÄKOLOGIE 4/2017
25
SCHWERPUNKT
Quellen: 1. Horneber M, Bueschel G, et al.: How many cancer patients use complementary and alternative medicine: a systematic review and metaanalysis. Integr Cancer Ther. 2012; 11(3): 187–203. 2. Institut für komplementäre und integrative Medizin. Fachwissen: Komplementärmedizin.http://www.iki.usz.ch/fachwissen/seiten/komplementaermedizin.aspx. Accessed 01.08.2017. 3. Oskay-Ozcelik G, Lehmacher W, Konsgen D, et al.: Breast cancer patients’ expectations in respect of the physician-patient relationship and treatment management results of a survey of 617 patients. Ann Oncol. 2007; 18(3): 479–484. 4. Verhoef MJ, Balneaves LG, Boon HS, Vroegindewey A.: Reasons for and characteristics associated with complementary and alternative medicine use among adult cancer patients: a systematic review. Integr Cancer Ther. 2005; 4(4): 274–286. 5. Tautz E, Momm F, Hasenburg A, Guethlin C.: Use of complementary and alternative medicine in breast cancer patients and their experiences: a cross-sectional study. Eur J Cancer. 2012; 48(17): 3133–3139. 6. Juraskova I, Hegedus L, Butow P, Smith A, Schofield P.: Discussing complementary therapy use with early-stage breast cancer patients: exploring the communication gap. Integr Cancer Ther. 2010; 9(2): 168–176. 7. Huebner J, Muenstedt K, Prott FJ, et al.: Online survey of patients with breast cancer on complementary and alternative medicine. Breast Care. 2014; 9(1): 60–63. 8. Vickers KA, Jolly KB, Greenfield SM.: Herbal medicine: women’s views, knowledge and interaction with doctors: a qualitative study. BMC CAM. 2006; 6: 40. 9. Meijerman I, Beijnen JH, Schellens JH.: Herb-drug interactions in oncology: focus on mechanisms of induction. The Oncologist. 2006; 11(7): 742–752.
10. Winslow C, Shapiro H.: Physicians want education about complementary and alternative medicine to enhance communication with their patients. Arch Intern Med. 2002; 162(10): 1176–1181. 11. Witt CM, Cardoso MJ.: Complementary and integrative medicine for breast cancer patients – Evidence based practical recommendations. Breast. 2016; 28: 37–44. 12. Klein E, Beckmann MW, Bader W, et al.: Gynecologic oncologists’ attitudes and practices relating to integrative medicine: results of a nationwide AGO survey. Arch Gynecol Obstet. 2017; 296(2): 295–301. 13. AGO Breast Committee: Guidelines for diagnosis and treatment of patients with primary and metastatic breast cancer. http://www.ago-online.de/. Accessed 01.08.2017. 14. Greenlee H, DuPont-Reyes MJ, Balneaves LG, et al.: Clinical practice guidelines on the evidence-based use of integrative therapies during and after breast cancer treatment. CA: a cancer journal for clinicians. 2017; 67(3): 194–232. 15. Onkopedia Leitlinien. Mistel. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/ guidelines/mistel-viscum-album/@view/html/index.html. Accessed 01.08.2017. 16. Benson-Henry Institute for Mind Body Medicine. http://www.massgeneral. org/bhi/. Accessed 10.08.2017. 17. Paul A, Voiss P, Dobos G.: Mind-Body-Medizin in der Integrativen Onkologie. Deutsche Zeitschrift für Onkologie. 2016; 48(2): 55–61. 18. Rudaz M, Ledermann T, Witt C.: Mind Body Medicine and the Treatment of Chronic Illness. Swiss Sports & Exercise Medicine 2017; 65(2): 6–10. 19. Zick SM, Sen A, Wyatt GK, Murphy SL, Arnedt JT, Harris RE.: Investigation of 2 Types of Self-administered Acupressure for Persistent Cancer-Related Fatigue in Breast Cancer Survivors: A Randomized Clinical Trial. JAMA Oncol. 2016; 2(11): 1470–1476.
26 GYNÄKOLOGIE 4/2017