Transkript
KONGRESSBERICHT
ZÜRCHER DERMATOLOGISCHE FORTBILDUNGSTAGE
Psoriasis und atopische Dermatitis
Biologika im Fokus
Wie neue Biologika die Therapiemöglichkeiten bei Psoriasis und atopischer Dermatitis erweitern, war an den Zürcher Dermatologischen Fortbildungstagen 2018 zu erfahren.
Systemische Entzündungshemmung kann das bei Patienten mit Psoriasis erhöhte Risiko schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse senken. In einer aktuellen, grossen Beobachtungsstudie wurde gezeigt, dass die Behandlung mit TNF-α-Inhibitoren (11 410 Patienten) das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse im Vergleich zur Fototherapie (UV-B-Therapie bei 11 316, PUVA bei 1117 Patienten) signifikant reduzierte (1). Dieser Nutzen könne als Argument für die Fortsetzung der Biologikatherapie nach Abheilung der Hautveränderungen verwendet werden, sagte Prof. Alexander Navarini, Dermatologische Klinik, Universitätsspital Zürich.
Selektive IL-23-Blockade bei Psoriasis
Mit Guselkumab (Tremfya®) steht jetzt das erste selektive Anti-IL-23-Biologikum zur Verfügung. In der randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie VOYAGE 1 erreichte Guselkumab (100 mg subkutan in Woche 0 und 4, danach alle 8 Wochen) bei Patienten mit moderater bis schwerer Plaque-Psoriasis nach 48 Wochen signifikant häufiger (in 76,3%) ein PASI90Ansprechen als Adalimumab (in 47,9%) (2). In einer nachträglichen Analyse von Ergebnissen der Studien VOYAGE 1 und 2 wurde gezeigt, dass es mit Guselkumab deutlich häufiger als mit Adalimumab an speziellen Psoriasislokalisationen nach 24 Wochen zur kompletten oder fast kompletten Abheilung gekommen war (3). Die befallene Kopfhaut war mit Guselkumab in 85,0% (mit Adalimumab in 68,5%) praktisch ganz abgeheilt, der Befall von Handflächen und Fusssohlen in 80,4% (mit Adalimumab in 60,3%). Im Bereich der Fingernägel bewirkten beide Biologika in ähnlicher Häufigkeit die vollständige oder fast vollständige Abheilung (Guselkumab in 60,0%, Adalimumab in 64,3%) (3). Auch die palmoplantare Pustulose spreche gut auf Guselkumab an, berichtete Navarini.
Signalblockade der Schlüsselzytokine der Atopie
Das Biologikum Dupilumab blockiert den Rezeptoranteil, der für die beiden Schlüsselzytokine der Atopie (IL-4 und IL-13) gleich ist. Die daraus resultierende Signalblockade von IL-4 und IL-13 hat sich bei Patienten mit atopischer Dermatitis als sehr wirksam erwiesen. Fast bei allen Patienten könne eine Besserung
erreicht werden, sagte Prof. Peter Schmid-Grendel-
meier, Allergiestation, Universitätsspital Zürich. Die
Besserung trete nicht bei allen gleich rasch ein und
sei nicht bei allen gleich stark ausgeprägt. Für Patien-
ten mit schwerer atopischer Dermatitis sei diese Be-
handlung ein Segen. Nach 3 bis 4 Monaten sei ihre
zuvor schwer betroffene Haut nicht mehr als Neuro-
dermitishaut erkennbar. Die Behandlung müsse lang-
fristig durchgeführt werden, da es nach einem Thera-
piestopp oft zum Rückfall komme. Im USZ wurde bei
Patienten mit therapieresistenter schwerer atopi-
scher Dermatitis (SCORAD median 66,1) mit 300 mg
Dupilumab alle 2 Wochen subkutan bereits nach
6 Wochen eine starke Besserung erreicht (SCORAD
median 26,0). Als Hauptnebenwirkung kann eine
Konjunktivitis auftreten, die manchmal vorüberge-
hend mit einem topischen Steroid behandelt werden
muss.
Als erstes in Europa zugelassenes Biologikum zur Be-
handlung der atopischen Dermatitis wurde Dupilu-
mab bereits in die aktuellen europäischen Leitlinien
einbezogen (4). In einer aktuellen Metaanalyse ran-
domisierter, kontrollierter Studien wurde gezeigt,
dass Dupilumab bei Erwachsenen mit moderater bis
schwerer atopischer Dermatitis im Vergleich zu Pla-
zebo die Inzidenz bakterieller Hautinfektionen und
sogar des Eczema herpeticatum stark reduzierte (5).
Also endlich ein Biologikum, das vor Infektionen
schütze, statt sie zu begünstigen, kommentierte
Navarini.
L
Alfred Lienhard
Referenzen: 1. Wu JJ et al.: The risk of cardiovascular events in psoriasis patients treated with tu-
mor necrosis factor-α inhibitors versus phototherapy: An observational cohort study.J Am Acad Dermatol 2018; 79: 60–68. 2. Blauvelt A et al.: Efficacy and safety of guselkumab, an anti-interleukin-23 monoclonal antibody, compared with adalimumab for the continuous treatment of patients with moderate to severe psoriasis: Results from the phase III double-blinded, placebo- and active comparator-controlled VOYAGE 1 trial. J Am Acad Dermatol 2017; 76: 405–417. 3. Foley P et al.: Efficacy of guselkumab compared with adalimumab and placebo for psoriasis in specific body regions. A secondary analysis of 2 randomized clinical trials. JAMA Dermatol 2018; 154: 676–683. 4. Wollenberg A et al.: Consensus-based European guidelines for treatment of atopic eczema (atopic dermatitis) in adults and children: part II.J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32: 850–878. 5. Fleming P et al.: Risk of infection in patients with atopic dermatitis treated with dupilumab: A meta-analysis of randomized controlled trials. J Am Acad Dermatol 2018; 78: 62–69.
8 SZD 4/2018