Autor: Katrin Parmar
Wenn es nicht mehr läuft – Gangstörungen als Leitsymptom neurologischer Erkrankungen
Während die ersten Schritte eines Kindes noch Begeisterungsstürme hervorrufen, wird das Gehen innert kürzester Zeit zu einer Selbstverständlichkeit und gleichzeitig zu einer der elementarsten Funktionen beim Menschen. Das Gehen ist jedoch ein hochkomplexer Vorgang, der auf einer präzisen Steuerung unserer Nerven, unserer Muskulatur und unserer Sinnesorgane sowie des Skelettsystems und der Gelenke basiert.
Gangstörungen bei Multipler Sklerose
Bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) sind Gangstörungen aufgrund des Befalls von funktionell strategischen Regionen des zentralen Nervensystems eine sehr häufige Problematik. Sie zeigen – wie die Krankheit selbst – eine grosse Heterogenität und manifestieren sich individuell mit unterschiedlichen Mustern. Die Beurteilung der Gangstörung bei MS-Patienten erfolgt prinzipiell mit der klinisch-neurologischen Untersuchung, kann aber heutzutage präziser und umfangreicher mithilfe von digitalen Geräten erfasst und beurteilt werden. Zur Therapie der Gangstörungen bei MS-Patienten dienen sowohl medikamentöse Behandlungen als auch die Neurorehabilitation sowie die Anwendung von verschiedenen Hilfsmitteln.
Multiple Sklerose – Die Entwicklung geht weiter
In den letzten Jahren kam eine Vielzahl an verfügbaren Präparaten und Therapien gegen Multiple Sklerose (MS) auf den Markt. Das ist insbesondere der intensiven Forschung zu verdanken. Im Vergleich zu anderen Gebieten der Neurologie ist der pharmakologische Fortschritt der Immuntherapie sogar als enorm zu bezeichnen.
Prognostische Faktoren beim radiologisch isolierten Syndrom
Der weitverbreitete und niederschwellige Einsatz der Magnetresonanz-(MR-)Bildgebung zur Abklärung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems konfrontiert Radiologen zunehmend mit inzidentellen intrakraniellen Veränderungen unklarer Signifikanz. Selten erfüllen Letztere die MR-Kriterien für eine Multiple Sklerose. In diesem Falle sprechen wir bei klinisch asymptomatischen Patienten von einem radiologisch isolierten Syndrom. Obwohl die Behandlung von Patienten mit einem radiologisch isolierten Syndrom derzeit umstritten ist, sollte der Beginn einer immunmodulierenden Therapie bei Hochrisikopatienten für eine Konversion zur Multiplen Sklerose zumindest diskutiert werden. Deshalb ist die frühzeitige Erkennung radiologischer und klinischer Eigenschaften, die mit einem hohen Risiko für eine klinische Konversion in der Zukunft verbunden sind, von grosser Bedeutung.