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ABSTRACT
Weissdorn-Extrakt zur Behandlung von chronischem Herzfehler
Eine Cochrane-Studie bestätigt die Wirksamkeit
Weissdorn-Extrakte aus Blättern und Blüten werden schon lange als Behandlungsmöglichkeit von chronischen Herzbeschwerden eingesetzt. Die Kommission E empfahl die Verwendung von entsprechenden Crataegus-Präparaten bei Herzbeschwerden gemäss NYHA II. Es gibt auch eine ESCOP-Monografie Crataegi Folium cum Flore, in der dieselbe Anwendung empfohlen wird.
Christoph Bachmann
Zur Überprüfung der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Weissdorn bei chronischer Herzinsuffizienz führte die Cochrane Heart Group der Cochrane Collaboration eine Literaturrecherche durch. Dabei selektionierten sie randomisierte, doppelblinde und plazebokontrollierte Doppelblindstudien, die Monopräparate aus Weissdornblättern- und -blüten verwendeten.
Weissdorn
14 Studien entsprachen den Einschlusskriterien der Forschergruppe. In den meisten Fällen wurde ein Weissdornpräparat als Begleitmedikation zu einer konventionellen Behandlung eingesetzt. Von diesen 10 Studien mit total 855 Patienten, die alle an chronischer Herzinsuffizienz litten (NYHA I–III), konnten die Daten für eine Metaanalyse ausgewertet werden. Für die physiologischen Resultate der maximalen Arbeitslast erwies sich die Behandlung mit Weissdorn als vorteilhafter als Plazebo (WMD [Watt] 5,35, 95%-CI 0,71–10,00; p < 0,02, n = 380). Die Belastungstoleranz wurde durch Weissdorn-Anwendungen signifikant erhöht (WMD [Watt x min] 122,76, 95%-CI 32,74–212,78, n = 98). Das Pressure-Heart-Rate-Produkt, eine Kennzahl des kardialen Sauerstoffverbrauchs, zeigte durch die Weissdorn-Anwendung ebenfalls eine günstige Abnahme (WMD [mmHg/min] -19,22, 95%-CI -30,46–7,98, n = 264).
Symptome wie Kurzatmigkeit und Müdig-
keit verbesserten sich mit Weissdorn
gegenüber Plazebo signifikant (WMD
[-5,47, 95%-CI -8,68–-2,26, n = 239). 9 der
10 Studien machten keine Angaben über
Mortalität und Morbidität, wie Myokardin-
farkt. Eine Studie berichtete von 3 Todesfäl-
len in der Verumgruppe und 1 in der Plaze-
bogruppe, ohne weitere Details zu liefern.
Die dokumentierten unerwünschten Ereig-
nisse waren selten, mild und vorüberge-
hend: Darunter waren Nausea, Schwindel
sowie Herz- und GIT-Beschwerden.
Die Autoren schliessen aus diesen Resul-
taten, dass die Anwendung von Weissdorn-
Extrakten als zusätzliche Behandlung
neben konventioneller Therapie bei chroni-
scher Herzinsuffizienz einen signifikanten
Nutzen zur Symptomkontrolle und physio-
logische Resultate aufweist.
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Anschrift des Autors Dr. Christoph Bachmann Hirschmattstrasse 46 6003 Luzern c.a.bachmann@bluewin.ch
thema28
PHYTOTHERAPIE
4/5/2010