Transkript
Editorial
Phytotherapie: Erweitertes Spektrum
Das Potenzial der Phytotherapie auszuloten war anlässlich der 21. Schweizerischen Jahrestagung für Phytotherapie das Ziel der Referenten. Und das interessierte die Fachwelt offensichtlich deutlich mehr als das Thema im Vorjahr, das den Vergleich der pflanzlichen mit den synthetischen Arzneimitteln suchte. Kamen 2005 keine Zweihundert Teilnehmer, waren es diesmal mehr als dreihundert Interessenten. Diesem Phänomen nachzugehen lohnt sich. Offensichtlich wird von der Phytotherapie mehr erwartet als das, was naturwissenschaftlich hiebund stichfest bewiesen werden kann. Nach wie vor werden in der Praxis mit pflanzlichen Zubereitungen auf breiter Basis Erfahrungen gemacht. Es gibt Ärzte, die sich in der Tradition der Phytotherapie auskennen, auf Basis moderner, vor allem pharmakologischer Daten ihre Wahl treffen und damit schwierige Therapiesituationen erfolgreich angehen. Vielfach gibt es in diesen Situationen keine mit «Evidence Based Medicine» begründeten Alternativen aus dem Bereich der synthetischen Arzneimittel. Ob mit oder ohne pflanzliche Arzneimittel: Entscheide gründen in der ärztlichen Erfahrung. Die Phytotherapie hat, so wie sie in der Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytothera-
pie (SMGP) verstanden wird, parallel zu ihrem naturwissenschaftlichen Anspruch immer auch den Patienten im Auge. Daher sind die Zielrichtungen moderner Medizinkonzepte, wie sie unter anderem in Palliativ-, Präventiv- und Supportivmedizin neu entwickelt werden, in der Phytotherapie nichts Neues. In schwierigen Therapiesituationen kann nur in Kooperation mit dem Patienten unter Einbezug von dokumentiertem Wissen und langjähriger Erfahrung der Weg zum therapeutischen Erfolg gefunden werden. Dabei ist Heilung in vielen Fällen ein unerreichbares Ziel, weswegen die Linderung von Symptomen und die Verbesserung der Lebensqualität in den Vordergrund rücken. Die Pflanze kann hier breit genutzt werden, repräsentiert sie doch mehr als ein abstrakt gezeichnetes Molekül. Dieses Heft kann zahlreiche Anregungen geben, sich mit der Phytotherapie zu beschäftigen. Die SMGP ermöglicht diese Auseinandersetzung mit ihrem Angebot permanent – in diesem Jahr startet der Weiterbildungszyklus neu. www.smgp.ch
Prof. Beat Meier Geschäftsführer SMGP Hochschule Wädenswil
phytotherapie Nr. 1 • 2007
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