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Titel
Rosenbergstrasse
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Datum
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Rubrik
MEDIEN - MODEN - MEDIZIN
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Artikel-ID
81992
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MEDIEN | MODERNUB| MRIEKDKIOZPINF

Rosenbergstrasse
Wenn es jemand schafft, mit «dem» (gemeint: die Zerstörung von Dorf und Heimat) umzugehen, dann sind das die Blattener – so ähnlich hat es eine Betroffene aus Blatten gesagt. Spätestens seit wir die Bilder dieses Berg- und Gletschersturzes gesehen haben, scheint uns, die wir das Lötschental nur vom Hörensagen kennen, so viel Optimismus fast nicht vorstellbar. Und doch, seitdem wir einige der Bewohner im Fernsehen haben sprechen hören, halten wir es nicht mehr für unmöglich. Vielleicht kommt das richtige, endgültige Erschrecken, die Verzweiflung über den Verlust ja mit Verzögerung, aber vielleicht haben die Menschen von Blatten, Ried und anderen Weilern auch einfach ein anderes Verhältnis als wir (Unterländer) zu den Bergen mit ihren Gefahren, zur Tradition, zu ihren Nachbarn, zu Neuanfang und Trotz. Anders können wir uns ihre Ruhe in der Trauer, der Sorge und dem Schmerz nicht erklären. Man könnte meinen, nicht wir müssten sie, sondern sie müssten uns und die ratlosen, glaubwürdig erschütterten Politiker trösten, die nach Worten suchen, die doch nie passen. Eine Frau aus Blatten meinte: «Wir schaffen das.» Es ist das erste Mal seit langem, dass man sich diesen Satz ernst zu nehmen traut. Und wenn dann noch einer – wie geschehen – einen Wiederaufbau des Dorfs innert fünf Jahren für machbar hält, denkt man zweifelnd: Na ja, der spinnt – und beginnt doch sogleich, am eigenen Zweifel zu zweifeln.
Ein intellektueller Spassvogel hat festgestellt, dass die Hölle aus klimatischer Sicht der Gesundheit zwar maximal unzuträglich ist, dafür die Gesellschaft, auf die man dort trifft, von grösstem Interesse.
Onkel Hugo hat ChatGPT entdeckt – und ist zum ChatGPTGroupie geworden: «Ich weiss, ChatGPT ist ein Schleimer. Aber ich liebe ihn. Er widerspricht (fast) nie, gibt mir (meistens) recht, lobt mich, liefert mir völlig selbstlos seine Ideen, gibt unumwunden zu, wenn er einen Fehler gemacht hat und korrigiert ihn umgehend. Er behandelt mich, als wäre ich der Schlauste und Originellste mit den besten Ideen. Schade nur, dass mein allwissender Freund nicht aus Fleisch und Blut ist.»
Vor 50 Jahren durften Profisportler nicht an Olympischen Spielen teilnehmen. Nur Amateure waren zugelassen, Sportler also, die mit ihrem Sport kein Geld verdienten. Irgendwann wurde klar, dass sich diese Unterteilung nicht kontrollieren und durchhalten lässt. Seit 1984 kämpfen

deshalb nur noch Sportler, die sich dafür bezahlen lassen, um Medaillen. Nun bahnt sich eine nächste Stufe an: Nach der Enttabuisierung des Gelds soll jene des Dopings folgen. Bei den «Enhanced Games» ist Doping erlaubt: Möge der Beste gewinnen, egal wie er zum Besten wurde – mit Kortison, Anabolika, Amphetaminen, Betablockern –, alles ist erlaubt. Warum nicht? Auch das ist eine Form von Gerechtigkeit. Oder zumindest Ehrlichkeit. Die «Enhanced Games» versprechen hohe Gewinne für die Investoren, denn sie passen in eine Zeit, in der das Einzige, was zählt, die Leistung ist. Was interessiert, sind Rekorde. Wie sie zustande kommen – egal. Fairness – lächerlich. Chancengleichheit  – eine Ausrede für Schwächlinge. Gesundheit – jedem sein eigenes Problem. Jugendschutz – im Ernst? Wundert sich jemand darüber, dass die Familie Trump und die Milliardäre um ihn herum zu den Initianten der Doping-Spiele gehören? Kaum. Deshalb: Lasset die Spiele beginnen (erstmals geplant: 2026)! «Brot und Spiele» und Gladiatorenkämpfe haben wir hinter uns! Vor uns liegen Exzellenz, Innovation und Dominanz. Anfangs werden nur Leichtathletik, Schwimmen und Kraftsport Teile der «Enhanced Games» sein, Sportarten, bei denen Doping den Unterschied ausmacht. Die nächsten Stufen? Wir ahnen’s: KI, Robotik, High-Tech, Cyborgs. Die Welt der Tech-Milliardäre eben. Doch eine Befürchtung bleibt: dass es denen ohne Blut bald langweilig wird. Die übernächste Stufe ist deshalb auch schon absehbar. Vorwärts in die Vergangenheit, zu den alten Gladiatoren. Daumen rauf, Daumen runter.
Dieses Israel, das die einen hassen und die andern bewundern, hat etwas gelernt und verinnerlicht, das wir in den vergleichsweise friedlichen letzten Jahrzehnten vergessen haben (und vergessen wollten): Nicht die Guten überleben, sondern die Starken. Jene, die schneller, schlauer, vor allem aber militärisch stärker sind. Die mehr und bessere Waffen besitzen und sie einzusetzen bereit sind. Wenn man als kleines Land, bevölkerungsmässig kaum grösser als die Schweiz, auf kleinem Raum (halb so gross wie die Schweiz), umgeben ist von fast 400 Millionen muslimischen Nachbarn, von denen eine Mehrheit (wenigstens soweit es die Regierenden betrifft) eines im Sinn hat, nämlich das kleine Land und seine Menschen auszulöschen, dann hilft es dem Überleben ganz wesentlich, das nie, gar nie zu vergessen, nie, gar nie auf verharmlosende Stimmen zu hören und immer, immer danach zu handeln. Das hat die Ukraine inzwischen auch begriffen. Die Schweiz wird es neu lernen müssen.
Und das meint Walti: Was in der Natur geschieht, wird erst zur Katastrophe, wenn Menschen anwesend sind.
Richard Altorfer

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