Transkript
Rosenbergstrasse 115
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Ziemlich unverfroren, was sich der Bundesrat erlaubt. Allen voran Herr Berset. Der Bundesrat bestimmt eigenmächtig über die Ärzteeinkommen. Es ist genau der Mechanismus, den alle Kritiker des Tarmed, von Managed Care, ja sogar der Einheitskasse, vorhergesagt haben. Wovor sie gewarnt haben. Was sie repetiert haben bis zum Gehtnichtmehr. Was sie ihren gutgläubigen Kollegen klarzumachen versucht haben: Der Tarmed wird missbraucht werden zur Deckelung der Gesundheitskosten. Zur Senkung der Ärzteeinkommen. Zur Stabilisierung der Krankenkassenprämien. Und genau so ist es gekommen. Gut, diesmal trifft es weniger die Hausärzte – scheinbar. Die werden im Moment gehätschelt – jedenfalls verbal, die Taten werden derweil verschoben auf den Sanktnimmerleinstag.
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Am Ende müssen die Hausärzte froh sein, dass es eine fmCh gibt, die sich gegen das bundesrätliche Diktat juristisch zur Wehr setzt. Die fmCh schreibt: «Mit dem verordneten Tarifeingriff hat sich der Bundesrat gegen besseres Wissen über geltendes Recht hinweggesetzt. Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) schreibt vor, dass der Arzttarif Tarmed sachgerecht, das heisst auf der Grundlage von reellen Kostendaten, angepasst werden muss. Kommen die Tarifpartner ihrer Aufgabe nicht nach, kann der Bundesrat eingreifen, um die Sachgerechtigkeit des Tarifs wiederherzustellen.» Und weiter: «Diese Kompetenz hat der Bundesrat missbraucht, um sein politisches Ziel zu erreichen, das Einkommen der Spezialistinnen und Spezialisten unter den Fachärzten zu senken. Dadurch wurden in willkürlich ausgewählten Kapiteln des Tarmed Kürzungen der Tarifpositionen in der Höhe von 8,5 Prozent vorgenommen. Keine einzige dieser Kürzungen dient der Sachgerechtigkeit des Tarifs. (…) Der Bundesrat versucht in totalitärer Manier, diese Einkommenssenkung mittels Verordnung durchzusetzen.»
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Nein, das Engagement der fmCh darf den Hausärzten nicht egal sein. Es geht hier nicht um 200 Millionen mehr hier und 100 Millionen weniger da. Es geht darum, rationale Entscheide zu fordern und nicht zuzulassen, dass weiterhin auf dem Verordnungsweg und unter maximaler Biegung des Gesetzes politische Ziele durchgesetzt werden. Auch wenn die zufällig mal zugunsten der Hausärzte ausfallen (was sie auch im vorliegenden Fall nur scheinbar tun). Es geht ums «Wehret den Anfängen» – wobei man angesichts der diversen Debakel um Analysenlisten und Managed Care und und … eigentlich eher sagen sollte «Wehret der Fortsetzung!»
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Ein guter Bekannter: Altern ist ein hochinteressanter Vorgang. Man denkt und denkt und denkt – und plötzlich kann man sich an nichts mehr erinnern.
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Und zum Älterwerden (der andern) noch dies: Wie alt man geworden ist, sieht man an den Gesichtern derer, die man jung gekannt hat.
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Nach dem Verschreiber («Folgsmund») diesmal ein Versprecher mit Offenbarungspotenzial: die «Infrasturabgabe».
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Syrien, Gaza, Ukraine – überall führen Idioten Krieg gegen Idioten. Religiöse gegen fanatische, hochgerüstete gegen ohnmächtige, dumme gegen schlaue, Idioten mit Krawatte gegen Idioten in Sandalen. Und alle haben hundert gute Gründe, Bomben und Raketen zu zünden. Wenn dabei wenigstens die Idioten selber hopps gingen, dann fänden die Kriege ein natürliches Ende. Aber dummerweise: So dumm sind die Idioten denn doch nicht, dass sie’s nicht schaffen würden, andere sterben zu lassen.
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Die Vorderräder des Smart ragten 50 cm über den Parkfeldrand hinaus, ohne dass deswegen ein Weg behindert oder jemand gefährdet gewesen wäre. Aber egal. Das ist schliesslich nicht entscheidend. Vorschrift ist Vorschrift. Das sehen die meisten Leute so – wenn sie nicht gerade selber davon betroffen sind. Der Sinn von Vorschriften ist im Zweifelsfall sekundär. Jedenfalls: Kosten für den Smart-Fahrer: 500 Franken Busse plus 430 Franken Gebühr. Recht so. Kriminelle muss man hart bestrafen. Kommentar dazu auf FB: Du sollst nicht lügen, stehlen oder Drogen verkaufen! Der Staat duldet keine Konkurrenz.
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Eine Bekannte, leicht verlegen: Ich hatte leider keine Milch mehr für mein Müsli. Habe stattdessen Orangensaft genommen. Und das Müsli durch Vodka ersetzt.
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Vince Ebert. Statt eines Arztes wie Hirschhausen mal ein Physiker als Kabarettist – das ist erfreulich, weil etwas mehr Rationalität nicht nur Politikern gut täte, sondern auch für Comedians hilfreich ist. Vince Ebert, bekannt geworden mit dem Buch «Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für Sie», geht mit naturwissenschaftlichem Humbug ziemlich unzimperlich um. Homöopathie etwa erklärt er sehr anschaulich (nicht wörtlich, sondern an Schweizer Verhältnisse angepasst): «Homöopathie ist so, wie wenn man in St. Margrethen den Autoschlüssel in den Rhein wirft und dann versucht, das Auto in Basel mit einem Glas Rheinwasser zu starten.»
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Und das meint Walti: Je grösser der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 16 I 2014
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