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Metainformationen


Titel
Schützen Nootropika vor der Demenz?
Untertitel
Langzeitstudie zur Hirnalterung zeigt protektive Effekte für Ginkgospezialextrakt
Lead
Ginkgopräparate werden seit 30 Jahren gegen Gedächtnisverlust vermarktet. Bereits Anfang der Neunzigerjahre wurde eine Langzeitstudie zum Nutzen des pflanzlichen Wirkstoffs gegen Demenzerkrankungen initiiert. Die nun veröffentlichten Resultate dieser Langzeituntersuchung sprechen für eine Wirksamkeit der Substanz.
Datum
14. Februar 2014
Journal
ARS MEDICI 03/2014
Autoren
Anka Stegmeier-Petroianu
Rubrik
MEDIZIN — ARGUS PHARMAKOTHERAPIE
Schlagworte
Nootropika
Artikel-ID
5778
Kurzlink
https://www.rosenfluh.ch/5778
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Transkript


ARGUS PHARMAKOTHERAPIE

Berichte, Studien, Innovationen

Schützen Nootropika vor der Demenz?
Langzeitstudie zur Hirnalterung zeigt protektive Effekte für Ginkgospezialextrakt

Ginkgopräparate werden seit 30 Jahren gegen Gedächtnisverlust vermarktet. Bereits Anfang der Neunzigerjahre wurde eine Langzeitstudie zum Nutzen des pflanzlichen Wirkstoffs gegen Demenzerkrankungen initiiert. Die nun veröffentlichten Resultate dieser Langzeituntersuchung sprechen für eine Wirksamkeit der Substanz.
PLOS ONE

men hatten, signifikant langsamer verschlechtert. Patienten mit einer bereits bestehenden Demenz waren von der Studie ausgeschlossen. Insgesamt hatten im Studienkollektiv 589 Patienten (16,3%) den Ginkgo-biloba-Extrakt EGb761 eingenommen. Eine Gruppe von 149 Teilnehmern hatte Piracetam eingenommen, während die meisten Probanden (79,6%, 2874 Teilnehmer) keines der beiden Präparate genommen hatten.

Neben antioxidativen Wirkungen und direktem Schutz der Mitochondrien soll Ginkgo die Neurogenese fördern sowie die Mikrozirkulation im Gehirn verbessern. Im Tiermodell erhöht der Ginkgospezialextrakt EGb761 die Transmission an cholinergen, dopaminergen und noradrenergen Rezeptoren. In der Therapie der Alzheimer-Demenz soll Ginkgo eine verbesserte Vernetzung neuronaler Zellen sowie das Verzögern der durch Betaamyloid verursachten Synapsenverluste bewirken. Allerdings fehlen bisher Langzeitstudien, schreiben Wissenschaftler von der Universität Bordeaux im «Plos one», der Online-Fachzeitschrift der Public Library of Science. Gerade bei der Alzheimer-Demenz geht man neuerdings von einer langen, Jahrzehnte andauernden «Prodromalphase» aus, in der eine medikamentöse Intervention mit dem Ziel einer Krankheitsverlangsamung Erfolg versprechend scheint.
Langzeituntersuchung über zwei Jahrzehnte Die französische PAQUID*-Studie ist eine prospektive Langzeitstudie zu kognitivem Abbau im Alter und zur Inzidenz von Demenz. In der kürzlich veröffentlichten 20-Jahres-Auswertung der Daten von 3675 Teilnehmern im Alter ab 65 Jahren hatte sich die geistige Leistungsfähigkeit bei Studienteilnehmern, die zu einem Zeitpunkt während der Studie den Ginkgobiloba-Spezialextrakt EGb761 eingenom-

Langsamerer Gedächtnisabbau mit Ginkgoextrakt Studienteilnehmer, die wegen Gedächtnisproblemen EGb761 eingenommen hatten, verschlechterten sich im Mini-MentalState-Test (MMSE), einem Test, der kognitive Funktionen untersucht, signifikant weniger als Teilnehmer, die keine Präparate zum Schutz des Gedächtnisses genommen hatten. Die Differenz im MMSE-Score zwischen den Gruppen betrug fünf Punkte über die gesamte Studiendauer. Das sei ein klinisch durchaus relevanter Unterschied, kommentierten die Autoren. Zudem blieb der MMSE-Score in der Ginkgogruppe über dem Schwellenwert von 24 Punkten, was einer (noch) normalen Gedächtnisleistung entspricht. Überraschenderweise zeigten die Teilnehmer, die Piracetam, ebenfalls ein Nootropikum, als Mittel gegen den Gedächtnisverlust eingenommen hatten, einen beschleunigten Gedächtnisverfall im Vergleich zur Ginkgogruppe. Damit sei ein Artefakt oder ein Bias zugunsten von Patienten, die einfach motivierter sind, einem Gedächtnisverlust vorzubeugen, wenig wahrscheinlich. Da beide Substanzen bei Gedächtnisstörungen eingenommen werden, spreche das Ergebnis für eine protektive Wirkung von Ginkgo EGb761 gegen den kognitiven Abbau. Die Studie untersuchte ebenfalls den Einfluss einer Behandlung auf die Parameter Sprachkompetenz sowie Bildmerkfähigkeit. Die Probanden mussten zu Studien-

Merksätze
• Die kognitive Verschlechterung ist ein sehr langsamer Prozess: Im Falle einer Alzheimer-Demenz geht man von einer Prodromalphase von 10 bis 20 Jahren vor dem Beginn der Demenz aus.
• Interventionen, die darauf abzielen, den Verlust kognitiver Funktionen zu bremsen, sollten frühzeitig begonnen werden und langfristig angelegt sein.
• Der kognitive Abbau bei älteren Patienten ohne Demenz scheint durch die Anwendung eines Ginkgopräparats langsamer fortzuschreiten.
• Möglicherweise bewirkt der Ginkgoextrakt EGb761 eine symptomatische Verbesserung kognitiver Funktionen und hat keinen direkten Einfluss auf neurodegenerative Veränderungen, die mit der Alzheimer-Demenz einhergehen.

beginn und in den Jahren 3, 5, 8, 10, 13, 15,

17 und 20 verschiedene Fragen beantwor-

ten und neuropsychologische Tests absol-

vieren, etwa den Isaacs-Set-Test (IST) zur

verbalen Ausdrucksfähigkeit und den Ben-

ton-Visual-Retention-Test (BVRT), mit dem

die Merkfähigkeit visueller Stimuli geprüft

wird. Die Studienteilnehmer der EGb761-

Gruppe schnitten in den beiden neuro-

psychologischen Tests zu Sprache und

Bildergedächtnis genauso gut ab wie die

Kontrollgruppe ohne Medikamente; Pro-

banden unter Piracetam waren erneut im

Nachteil.

O

*Personnes Agées Quid = «Was ist mit den Älteren»

Anka Stegmeier-Petroianu
Amieva H et al.: Ginkgo biloba extract and long-term cognitive decline. A 20-year follow-up population-based study. PLoS One 2013; 8(1): e52755.

160

ARS MEDICI 3 I 2014


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