Transkript
Editorial
Vermutlich werden auch Sie Woche für Woche mit telefonischen oder elektronischen Umfragen belästigt. Werden zu Ihren Vorlieben bei der Geldanlage oder zu Ihren Einkaufsgewohnheiten befragt. Und in diesem Herbst auch, möglicherweise gleich zweimal, zu Ihren beruflichen Lesegewohnheiten. Der Verlag EMH hat, im Alleingang leider und nicht wie eingeladen zusammen mit allen anderen medizinischen Fachverlagen, eine solche Umfrage lanciert. Warum im Alleingang? Nun, wir wollen nicht grübeln. Die Resultate sprechen für sich. Während der letzten 20 Jahre kam bei diesen etwa alle drei Jahre auf Wunsch der inserierenden Industrie durchgeführten sogenannten
gebracht und liegen bei den Hausärzten der Deutschschweiz bezogen auf WLK und sogenannte Reichweite K1 (Kontaktwahrscheinlichkeit) diesmal wieder vor der «Medical Tribune». Und auch unsere «Pädiatrie», die «Zeitschrift für Ernährungs-
Inserate, Geld und Ehre
Leseranalysen immer etwa das Gleiche heraus. Bei den Deutschschweizer Hausärzten (Allgemeinärzte, Allgemeininternisten, Pädiater) lag die «Ärztezeitung» immer unangefochten an erster Stelle. Logisch. Dahinter rangierten etwa gleichauf «ARS MEDICI», «Swiss Medical Forum» und «Medical Tribune». Mit einigem Abstand folgten sodann «PRAXIS» (Schweizer Rundschau für Medizin), «Therapeutische Umschau», seit einigen Jahren auch «Primary Care» und «Hausarzt-Praxis». Bei der Umfrage im Alleingang im Auftrag des Verlags EMH wäre das nicht anders, wenn da nicht auf einmal – teilweise mit an DDR-Wahlresultate erinnernden statistischen Werten von 97 bis 99 Prozent (für den weitesten Leserkreis [WLK], definiert als Leserschaft innerhalb der letzten beispielsweise 6 Erscheinungsintervalle) – Titel des EMH-Verlags die vorderen Ränge belegten. Honni soit qui mal y pense. Nein, wir von «ARS MEDICI» können uns nicht beklagen. Wir haben es, garantiert ohne externen Zustupf, beim WLK auf sensationelle 77 Prozent
medizin» und die «Zeitschrift für Psychiatrie & Neurologie» haben es bei den Deutschschweizer Hausärzten beim WLK ins erste Viertel der befragten Zeitschriften geschafft. Den Redaktorinnen und Redaktoren sei dafür gedankt. Wundern tun wir uns lediglich darüber, dass (immer gemäss EMH-Analyse) zum Beispiel «SMF» und «Pipette», beides Publikationen aus dem Hause EMH (kennen Sie die überhaupt?), noch vor «Hausarzt-Praxis» oder «PRAXIS» liegen, und dass sogar das englischsprachige «Swiss Medical Weekly» (ebenfalls EMH) bei den Hausärzten Platz 14 von 64 abgefragten Fachzeitschriften belegt. Sie merken, Leseranalysen sind methodisch heikel und wecken Emotionen. Das war immer so und darf durchaus so sein. Schliesslich geht es bei allen Konkurrenten, sorry, Mitbewerbern, neben der Ehre auch um Inserate und Geld. Und für manche ums Überleben.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 23 ■ 2010 929