Transkript
GUIDELINES
Zink hat sich in Entwicklungsländern als wirksam und sinnvoll erwiesen, bringt aber in Regionen, in denen Zinkmangel eher selten ist, vermutlich nichts.
Was bringen Probiotika?
In Metaanalysen, in denen alle Probiotika zusammen betrachtet wurden, zeigte sich, dass diese die Diarrhödauer im Durchschnitt um zirka einen Tag verkürzen (1). Die ESPGHAN-Arbeitsgruppe zu Pro- und Präbiotika kritisiert jedoch, dass man verschiedene Probiotikastämme nicht «in einen Topf werfen» dürfe, sondern jeden einzelnen Stamm separat betrachten müsse. Die Wirksamkeit von Probiotika ist spezifisch für den jeweiligen Bakterienstamm. Darum müssen Sicherheit und Wirksamkeit jedes einzelnen Stammes bestimmt und die Empfehlungen daran ausgerichtet
Tabelle 2: Probiotika zur Behandlung bei akuter Gastroenteritis
werden. Man darf die Eigenschaften eines Bakterienstammes nicht auf einen anderen extrapolieren, auch dann nicht, wenn es sich um die gleiche Bakterienfamilie handelt. Wichtig ist auch, dass die Dosis stimmt. Selbst wenn für einen bestimmten Bakterienstamm eine Wirksamkeit nachgewiesen wurde, heisst das nicht, dass das auch mit einer niedrigeren Dosis funktionieren wird. Ein grosses Problem ist nach wie vor die mangelnde Studienqualität. So wurden in vielen der vorliegenden Studien beispielsweise die Bakterienstämme nicht eindeutig definiert, es gab keine Plazebogruppe, keine Verblindung oder Randomisierung. Darum können die Fachleute der ESPGHAN-Arbeitsgruppe bei vielen Präparaten derzeit weder zu- noch abraten, da es an soliden Daten fehlt. Nur für vier Bakterienstämme gibt es in den neuen Guidelines eine positive Empfehlung (Tabelle 2). Aus Sicherheitsgründen wird von Präparaten mit E. faecium SF68 abgeraten, da diese möglicherweise Vancomycinresistenzen übertragen könnten.
Renate Bonifer
Probiotikum Lactobacillus GG Saccharomyces boulardii L. reuteri DSM 17938 L. acidophilus LB (Hitze-inaktiviert)
Dosis ≥ 1010 CFU/Tag 250–750 mg/Tag
108 bis 4 x 108 CFU 1010 CFU
Therapiedauer in der Regel 5–7 Tage in der Regel 5–7 Tage
in der Regel 5–7 Tage min. 5 Dosen > 48 Stunden max. 9 Dosen in 4,5 Tagen
Evidenz niedrig niedrig
sehr niedrig
sehr niedrig
Empfehlung +++ +++
+
+
Nach (1); CFU: colony forming units; L. acidophilus LB ist als Hitze-inaktiviertes Präparat definitionsgemäss zwar kein Probiotikum, wird aber meist zusammen mit diesen betrachtet.
Literatur: 1. Szajewska H, Guarino A, Hojsak I, Indrio F, Kolacek S, Shamir R, Vandenplas Y, Weizman Z. Use of Probiotics for Management of Acute Gastroenteritis: A Position Paper by the ESPGHAN Working Group for Probiotics and Prebiotics. J Pediatric Gastroenterol Nutr 2014; 58(4): 531–539. 2. Guarino A, Ashkenazi S, Gendrel D, Vecchio AL, Shamir R, Szajewska H. European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition/European Society for Paediatric Infectious Diseases Evidence-based Guidelines for the Management of Acute Gastroenteritis in Children in Europe: Update 2014. J Pediatric Gastroenterol Nutr 2014; paper accepted 31 march 2014. 3. Schweizer Impfplan 2014; Stand: Januar 2014.
BUCHTIPP
Wie, du stillst nicht?
E ndlich ein praktischer Ratgeber, der das Stillen als einzigen Weg zur Babyseeligkeit infrage stellt und der tatsächlichen Lebenserfahrung vieler Mütter gerecht wird! Die Autorin mit eigener Still- und Nichtstillerfahrung ist Krankenschwester, Still- und Laktationsberaterin und Mutter dreier Kinder. Im ersten Teil des Buches versucht sie den nicht stillenden Müttern das schlechte Gewissen zu nehmen: «Ein schlechtes Gewissen ist hier völlig unangebracht. Ein Kind liebevoll auf die Welt vorzubereiten, erfordert sehr viel mehr Zuwendung und Hingabe als die Fütterung mit Muttermilch», formuliert sie erfrischend klar und eindeutig ihr Anliegen. Keineswegs möchte sie ihr Buch aber so verstanden wissen, dass es positiv oder einerlei sei, ob man stillt oder nicht. Vielmehr gibt sie guten Rat und praktische Tipps, wie man die mit einem gelungenen Stillen verbundene emotionale Nähe und Geborgenheit anderweitig bieten kann, falls man sein
Kind gar nicht oder nur für kurze Zeit stillt. Zahl-
reiche Erfahrungsberichte von jungen Müttern
illustrieren eindrücklich das heutige Span-
nungsfeld zwischen «Über- und Rabenmüt-
tern», indem es Frauen nicht leicht gemacht
wird, die individuell beste Art der Babyernäh-
rung zum Wohl von Mutter und Kind zu finden.
Es geht in diesem Buch aber nicht nur um das
Stillen, sondern auch um weitere Fragen rund
um die ersten Lebensmonate. Dazu gehören
praktische Tipps zur Fläschchennahrung und
zur Beikost ebenso wie Antworten auf Fragen
wie: Welche Milchen sind geeignet? Schnuller –
ja oder nein? Wie trägt man sein Kind richtig?
Was hilft sogenannten Schreikindern? – Ein ins-
gesamt empfehlenswerter Ratgeber für (ab-)stil-
lende wie nicht stillende Mütter.
RBO
Wie, du stillst nicht? Von Regina Masaracchia. 144 Seiten, broschiert, mit Farbfotos; Kösel-Verlag München; Fr. 24.50; ISBN 978-3-466-34566-3;
als e-Book für Fr. 18.–; ISBN: 978-3-641-06173-9.
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