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ERNÄHRUNG
SWAN: Ein verbindendes Netzwerk für Ernährungswissenschafter
Die Ökotrophologin Melanie Loessner ist die Präsidentin von SWAN, dem Verband der Swiss Academic Nutritionists. Im Interview erklärt sie, warum es SWAN braucht und welche Ziele der Verband verfolgt.
SZE: Was genau ist SWAN? Melanie Loessner: SWAN möchte die vielfältigen Berufsfelder der SWAN-Mitglieder in allen ernährungsrelevanten Bereichen sichtbar machen und vertritt deren berufspolitische Interessen. Bis zur Gründung von SWAN war es so, dass in der Schweiz fast ausschliesslich die Interessen der Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater vertreten waren. In diesem Bereich ist der SVDE (Schweizerischer Verband der Ernährungsberater/innen) schon sehr lange aktiv. Der SVDE konzentriert seine Kräfte aber aus Ressourcengründen primär auf die Bedürfnisse von beratend und therapeutisch tätigen Ernährungsberatern. Ernährungsfachpersonen mit akademischem Abschluss, die in der Prävention, der Gesundheitsförderung oder der Lebensmittelindustrie tätig sind und forschen und entwickeln, die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit betreiben oder in öffentlichen Institutionen wie z. B. dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) arbeiten, fanden und finden beim SVDE nicht die richtige Plattform und können, wenn sie keinen Abschluss als Ernährungsberater haben, dort auch nur ausserordentliche Mitglieder werden. Aus dem Bedürfnis heraus entstand SWAN. Wer kann Mitglied werden? Loessner: Unsere Mitglieder müssen eine mindestens 3-jährige akademische Ausbildung mit Hochschulabschluss (Universität, Hochschule oder Fachhochschule) in Ernährung vorweisen und haben einen wissenschaftlichen Anspruch. Zudem sind wir offen für alle Fachpersonen, die neben ihrer akademischen Hauptausbildung eine Spezialisierung in Ernährungswissenschaften haben. Seit unserer Gründung 2018 haben wir fast 50 Mitglieder. Die Überprüfung dieser Abschlüsse ist aufwendig und zeitintensiv. Ein Studium der Ernährungswissenschaften gibt es in der Schweiz im Gegensatz zu anderen europäischen und angloamerikanischen Ländern nicht. Warum braucht es den neuen Verband? Loessner: Mit SWAN haben nun auch die nicht ausschliesslich beratend tätigen Ernährungsfachpersonen einen Verband, der ihre Interessen vertritt. Wir sehen uns als Netzwerk, das die Mitglieder verbindet und einem intensiven Austausch Sorge trägt. Zudem möchten wir auch den Nachwuchs fördern. Das sind beispielsweise Absolventen der ETH Zürich oder der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften,
der Berner Fachhochschule, der FFHS Schweiz oder der Hochschule für Gesundheit in Genf. Dafür möchten wir in diesem Jahr auch mit gezielten Veranstaltungen und einem Mentorenprogramm beginnen. Was sind Ihre Ziele? Loessner: SWAN möchte sich in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen, wenn es darum geht, dass Ernährungsthemen auf solider, wissenschaftlicher Basis behandelt werden. Wo unterstützt SWAN die Mitglieder? Loessner: Wir sind ein sehr junger Verband, und alles entwickelt sich erst. Momentan bieten wir insbesondere eine Vernetzungsplattform. Zweimal pro Jahr treffen sich unsere Mitglieder. Wir organisieren für diese Anlässe jeweils einen wissenschaftlichen Vortrag und einen Networking-Apéro. Zudem kooperieren wir bereits mit verschiedenen anderen Verbänden. Derzeit sind das der VDOE (BerufsVerband Oecotrophologie e. V.) in Deutschland, der VEÖ (Verband der Ernährungswissenschafter Österreich), die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung und die Swiss Sports Nutrition Society in der Schweiz. Bei den Fachzeitschriften kooperieren wir mit der «ErnährungsUmschau» in Deutschland und neu auch mit der SZE. Über den VDOE können wir Weiterbildungen anbieten. In diesem Jahr werden wir uns aber insbesondere auf die Nachwuchsförderung konzentrieren. Wie kamen Sie dazu, bei SWAN so aktiv mitzuwirken? Loessner: Ich habe Ökotrophologie in Deutschland studiert und im Bereich Lebensmittelmikrobiologie promoviert. Im Jahr 2003 bin ich mit meiner Familie in die Schweiz gezogen und habe realisiert, dass ich hier als Ernährungsberaterin nicht tätig sein kann. 2016 habe ich eine Weiterbildung in Management gemacht und mich dann für eine Selbstständigkeit im Bereich Ernährungskommunikation entschieden. Ich merkte sehr schnell, dass es zu diesem Zeitpunkt für mich keine Anlaufstelle und kein Netzwerk im Bereich der Ernährungswissenschaften gibt. Über LinkedIn konnte ich einige Kontakte knüpfen, und gemeinsam mit einigen Kolleginnen stellte ich sehr schnell fest, dass ein offizielles Gefäss in diesem Bereich für viele ein Bedürfnis ist. Daraus ist 2018 SWAN entstanden.
Melanie Loessner
Korrespondenzadresse: Melanie Loessner Präsidentin SWAN E-Mail: ml@vitamintexte.ch
Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 1|2020 25