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EDITORIAL
Neue Serie zur Digitalisierung in der Medizin
ie Digitalisierung und die Vernetzung der Welt verändern unseren Alltag nachhaltig, zunehmend werden online Informationen sowie individuelle Dienstleistungen und Produkte angeboten. Auch im Gesundheitswesen weckt die digitale Revolution neue Bedürfnisse und bringt Herausforderungen für die Arzt-Patienten-Beziehung mit sich. Unter E-Health, einem innovativen Teilbereich der Gesundheitsversorgung mit wachsender Bedeutung, versteht man den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) mit dem Ziel, die Behandlungs- und die Lebensqualität der Patienten sowie ihre Sicherheit zu erhöhen und gleichzeitig Kosten zu senken. E-Health umfasst beispielsweise das Festhalten von Daten in einer elektronischen Patientenakte, die Bereitstellung von Gesundheitsinformationen im Internet sowie den Bereich der Telemedizin, die sich IKT diagnostisch und kurativ zunutze macht. Ihre Besonderheit liegt in der Interaktion zwischen Patient und Arzt auf Distanz, die eine Beratung und Betreuung zu Hause, am Arbeitsplatz oder in den Ferien möglich macht. Über kurz oder lang werden solche Angebote in der integrierten Versorgung – im Spital sowie in der ärztlichen Praxis von Spezialist und Grundversorger – einen immer grösseren Raum einnehmen. Sie können bestehende Strukturen gewinnbringend ergänzen und im Umgang mit aktuellen Herausforderungen wie demografischem Wandel und Ärztemangel einen wichtigen Beitrag leisten. Daher möchten wir Sie durch unsere Serie für das Thema sensibilisieren, Möglichkeiten und
Grenzen aufzeigen und diese anhand von Beispielen aus der Praxis greifbarer machen. Basis sind Themen aus unserem 28-stündigen Ausbildungsprogramm «Klinische Telemedizin/E-Health», welches das Ärzteteam der Klinischen Telemedizin im Universitätsspital Zürich in enger Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin entwickelte und die Universität Zürich in das Medizinstudium implementierte. Darüber hinaus werden wir die verschiedensten Leistungserbringer und Angebote im Bereich E-Health vorstellen. Der digitale Trend unterstützt den deutlichen Wunsch des mündigen Bürgers nach Eigenverantwortung, Selbstmanagement und Autonomie. Das Messen und Sammeln von Gesundheits- und Fitnessdaten sowie die telemedizinische Beratung und Betreuung fördern das «Patient Empowerment». Der Patient verändert sich vom passiven Empfänger einer medizinischen Leistung zum aktiven, informierten und verantwortungsbewussten Teilnehmer in der Gesundheitsversorgung, er möchte heutzutage mitreden und -entscheiden. Damit verändert sich ein Stück weit auch die Rolle des Arztes – dieser wird zunehmend zum Begleiter, der hilft, die oftmals unübersichtlichen Informationen und Datenmengen kreativ zu filtern, individuell zu nutzen und sich in der teilweise unüberschaubaren digitalen Gesundheitswelt zurechtzufinden. Vor diesem Hintergrund kann sich die Auseinandersetzung mit den vielen Aspekten des Bereiches E-Health lohnen, egal, aus welcher Perspektive man das Thema bislang betrachtete. Denn gewinnbringend ist vor allem die adäquate Kombination und das Gleichgewicht von digitaler und menschlicher Interaktion. Und da in der medizinischen Versorgung der Patient im Mittelpunkt steht, freut es uns sehr, dass wir die Serie mit Aussagen und Kommentaren zum Thema von der Schweizerischen Stiftung SPO Patientenschutz starten können (siehe Seite 870 ff.).
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und verbleibe mit einem ganz herzlichen Gruss
Ihre Christiane Brockes
PD Dr. med. Christiane Brockes Leiterin Klinische Telemedizin UniversitätsSpital Zürich
ARS MEDICI 19 I 2016
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