Transkript
Editorial
Das Bundesamt für Gesundheit publizierte heute die entsprechenden Prämienerhöhungen für das kommende Jahr. Diese Erhöhungen sind das Abbild der allgemeinen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen. Die Apotheker haben diese Publikation heute dazu missbraucht, um für ihr ungeliebtes Anliegen eines nationalen Apothekenmonopols zu werben. Die Argumentation sowie die tatsachenwidrige Darstellung des Sachverhalts befremden die Ärzteschaft. Dass die Prämien im nächsten Jahr entscheidend steigen werden, ist längst kein Geheimnis mehr. Dass nun aber die Apotheker die Gesundung bringen wollen, wie sie dies heute in einer Medienmitteilung verlautbaren liessen (siehe Kasten), ist doch eher befremdend. Die seit 2001 geltende leistungsorientierte Abgabe (LOA) auf Medikamente hat in keiner Weise Prämien gespart, sondern den Apothekern eine neue, ergiebige
setzlich verankert ist, für eine sichere und breite Versorgung des Landes mit Medikamenten sorgt, bei den Patienten und der Bevölkerung sehr beliebt ist und bezüglich der Medikamentenkosten pro versicherte Person eindeutig am besten abschneidet. Die ärztliche Medikamentenabgabe ist sicher, praktisch, günstig und gut. Vorhaben, die ärztliche Medikamentenabgabe einzuschränken, sind somit weder politisch nötig, noch gesellschaftlich mehrheitsfähig. Die drei Abstimmungen im Kanton Zürich haben dies klar und deutlich gezeigt. Von seiten der
Kostensteigerung im Gesundheitswesen: Apotheker versprechen wundersame Genesung!
und lukrative Einnahmequelle verschafft. Vorher mussten sie ihr Einkommen allein aus dem Verkauf von Medikamenten erzielen. Heute erhalten sie ihr Geld vom Verkauf der Medikamente einerseits sowie von den seither möglichen Zuschlägen, Taxen und Gebühren andererseits. Abgesehen von quantitativ sehr geringen Rückvergütungen an die Kassen kann somit keinesfalls von Einsparungen gesprochen werden. Im Gegenteil, die Apotheker öffneten sich politisch eine neue Einnahmequelle. Nun fordern sie, um ihre Umsätze weiter zu steigern, auch noch ein schweizweites Monopol der Medikamentenabgabe. Und dies in einem Umfeld, in dem immer mehr grosse Handelsketten Apotheken aufkaufen und betreiben. Die ärztliche Medikamentenabgabe ist unantastbar. Die Argumentation, wie sie beispielsweise der Präsident der pharmaSuisse in den letzten Monaten äusserte, dass Ärzte keine «ausgebildeten Medikamentenexperten» seien, weshalb sie auch keine Medikamente abgeben dürften, ist derart absurd, dass sie eigentlich wegen übler Nachrede verboten werden müsste. Erstens gehört die Ausbildung über Medikamente, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen zum wesentlichen Inhalt der medizinischen Ausbildung. Zweitens sind solche Kenntnisse für eine erfolgreiche Therapie unumgänglich. Drittens tragen die Ärzte – und nur die Ärzte – die alleinige Verantwortung für die Behandlung der Patienten in den Spitälern und Praxen. Die ärztliche Verordnung und – wo möglich – die Abgabe von Medikamenten gehören deshalb ebenso zum Arztberuf wie das Stethoskop. Und schliesslich sei darauf hingewiesen, dass die ärztliche Medikamentenabgabe in 17 Deutschschweizer Kantonen ge-
Ärzteschaft werden die Apotheker deshalb aufgefordert, ehrlich
und korrekt zu politisieren. Und zwar im Sinne der Patienten
und nicht im Sinne des eigenen Geldbeutels!
Dr. Sven Bradke,
Geschäftsführer der Ärzte mit Patientenapotheke (APA)
Liebefeld (ots) — Die Prämienaufschläge der Krankenversicherungen für das Jahr 2010 sind wiederum schmerzhaft und für eine wachsende Zahl von Versicherten schwer zu tragen. pharmaSuisse fordert nun rasch wirksame Massnahmen zur Eindämmung der Kosten. Konkret sind das die Beseitigung der Fehlanreize und eine korrekte Rollenzuteilung der Gesundheitsberufe in der Grundversorgung. Beseitigung der Fehlanreize: Die Schweiz kennt als eines der wenigen Länder weltweit immer noch den gewinnbringenden Verkauf von Medikamenten in der Arztpraxis. Sie wurde bereits wiederholt von der WHO und der OECD auf die Problematik der Situation hingewiesen. pharmaSuisse ist nicht grundsätzlich gegen einen Medikamentenverkauf durch den Arzt in abgelegenen Gebieten, in denen sonst die Versorgung nicht gewährleistet wäre. Das Problem besteht vielmehr darin, dass die Zusammenarbeit Apotheke—Arzt in den Regionen, in denen wirtschaftliche Anreize wirken, nicht oder nur sehr erschwert möglich ist. Nur ein funktionierendes, gut eingespieltes Team von Arzt und Apothekern aber kann wirklich effiziente Gesundheitsversorgung garantieren. Mit interdisziplinären Qualitätszirkeln wurde gezeigt, dass Einsparungen von 50 000 Franken pro Arzt und Jahr durch eine moderne, wissenschaftlich abgestützte Kooperation der Berufe möglich sind. Korrekte Rollenzuteilung: Deshalb fordert pharmaSuisse ein Überdenken der Grundversorgung und einen aktiven Einbezug der zeitlich sehr gut zugänglichen, fachlich kompetenten und kostengünstigen Apotheke. Wenn die Niederschwelligkeit der Gesundheitsinstitution Apotheke und die spezifischen Kompetenzen der Gesundheitsberufe richtig eingesetzt werden, sind Einsparungen durch Effizienzgewinne von mehreren hundert Millionen Franken möglich. Die Apotheker haben dies mit der leistungsorientierten Abgabe gezeigt, die seit 2001 gut eine Milliarde Schweizerfranken an Mehrkosten verhindert hat. Originaltext: pharmaSuisse — Schweizerischer Apotheker / pharmaSuisse — Société suisse des pharma, Internet: www.presseportal.ch
ARS MEDICI 20 ■ 2009 809