Transkript
EDITORIAL
Präziser, früher, personalisierter
Von molekularen Markern bis zur immunologischen Feinjustierung: Die Onkologie und Hämatologie sind in Bewegung. Wie rasant sich beide Disziplinen entwickeln, zeigen die Jahreskongresse der American Society of Clinical Oncology (ASCO) und der European Hematology Association (EHA) jedes Jahr aufs Neue. Auch 2025 wurde wieder viel präsentiert, diskutiert – und reflektiert. Denn auch Ergebnisse, die hinter den Erwartungen zurückbleiben, sind für die Praxis relevant. Etliche der vorgestellten Studien wurden zeitgleich in renommierten Fachzeitschriften wie dem New England Journal, dem Lancet oder dem Journal of Clinical Oncology publiziert – ein klares Signal für die klinische Bedeutung der Daten.
In dieser Ausgabe fassen wir ausgewählte Highlights für Sie zusammen: Beim Brust-, Lungen- und Ovarialkarzinom standen zielgerichtete und deeskalierende Ansätze im Fokus, neue Kombinationstherapien zeigten klinisch relevante Fortschritte (ab Seite 6). Beim Multiplen Myelom und der chronischen lymphatischen Leukämie liefern innovative Regimes neue Hoffnung, auch für Hochrisikopatienten (ab Seite 14).
system. Weitere Forschung wird zeigen, ob und wie dieser Aspekt künftig Eingang in die Praxis findet.
Die Dynamik in Forschung und Klinik zeigt sich auch in der Art, wie Leitlinien entstehen: Immer mehr Fachgesellschaften setzen auf sogenannte «Living Guidelines». Sie erlauben es, neue Daten laufend zu integrieren – ein entscheidender Schritt für individualisierte und evidenzbasierte Versorgung. Die aktualisierten ESMO-Leitlinien bieten dazu einen strukturierten Überblick über personalisierte Therapiekonzepte bei soliden und hämatologischen Tumoren (siehe Seite 21).
Wenig wissenschaftlich, aber im Alltag nicht weniger bedeutsam: In einem juristischen Beitrag widmen wir uns dem ärztlichen Berufsgeheimnis – auch im Gespräch unter Kolleginnen und Kollegen. Ein Thema, das leicht unterschätzt wird, aber potenziell rechtliche Konsequenzen nach sich zieht.
Wir hoffen, diese Ausgabe gibt Ihnen Impulse – fachlich und darüber hinaus. Christine Mücke
Ein Thema mit bislang wenig Evidenz, aber möglicherweise grossem Potenzial: Die Tageszeit der Gabe von Immuncheckpoint-Inhibitoren könnte das Therapieansprechen beeinflussen – ein Hinweis auf die Rolle zirkadianer Rhythmen im Immun-
onkologie 3 | 2025
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