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Kletterhallen
Gummiabrieb belastet die Luftqualität
Indoorklettern gilt als gesunde Freizeitaktivität, doch Forscher der Universität Wien und der École Polytechnique Fédérale de Lausanne haben jetzt herausgefunden, dass die Luft in Boulderhallen mit gesundheitsbedenklichen Chemikalien belastet ist. Diese stammen vom Abrieb der Kletterschuhsohlen, der vergleichbare Gummimischungen wie Autoreifen enthält. In stark frequentierten Hallen erreichten die Konzentrationen sogar Werte wie an mehrspurigen Strassen in Megastädten. Und damit war die Belastung deutlich höher als erwartet, so Studienleiter Thilo Hofmann, Co-Direktor des interdisziplinären Forschungsverbunds Umwelt und Klima der Universität Wien und einer der beiden Erstautoren.
Foto: getty images/unsplash
Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift «Environ-
mental Science and Technology Air», identifizierte in 30
Paar Schuhen 15 verschiedene Additive im Gummi – dar-
unter auch den Gummistabilisator 6PPD, dessen Umwand-
lungsprodukt mit Fischsterben in Verbindung gebracht
wird. Zwar sind die gesundheitlichen Auswirkungen auf
Menschen noch nicht abschliessend geklärt, die Forscher
fordern dennoch rasches Handeln: Schadstoffärmere Ma-
terialien, bessere Lüftung, regelmässige Reinigung und das
Vermeiden von Stosszeiten könnten helfen, die Luftqualität
zu verbessern. Die Betreiber der untersuchten Hallen zeig-
ten sich offen für Verbesserungen, aber auch die Industrie
ist gefordert: Noch sei das Problembewusstsein bei den
Herstellern gering. Studienleiter Thilo Hofmann betont:
«Diese Stoffe gehören nicht in die Atemluft. Es ist sinnvoll
zu handeln, gerade mit Blick auf empfindliche Gruppen wie
Kinder.
Mü
Medienmitteilung der Universität Wien vom 29.04.2025
Zur Originalpublikation: Sherman A et al.: The Invisible Footprint of Climbing Shoes: High Exposure to Rubber Additives in Indoor Facilities. ACS ES&T Air. 2025;2(5):930-942. doi:10.1021/acsestair.5c00017
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