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EDITORIAL
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert von den deutschen Politikern eine Kaloriensteuer.
Bei gleichzeitiger steuerlicher Entlastung gesunder Lebensmittel. Zucker- und Fettsteuern gibt es bereits in Frankreich, Finnland, Ungarn und Mexiko. Irgendwie erschreckend, wie einfach es einem die Politiker machen mit Vorhersagen. Vor zehn Jahren haben wir prophezeit, dass die taxe santé kommen wird. In welcher Form auch immer. Tabak- und Alkoholsteuer haben wir schon. Fett-, Kalorien-, Salzund Zuckersteuer haben wir vorhergesagt; sie sind aufgegleist. Fleisch- und Wurst-, Wasser-,
Die Ziele sind klar: Man will «Ernährungsgewohnheiten verändern und Übergewicht bekämpfen». Und hier kommt sie, die ur-antiliberale Position: «Der blosse Appell an individuelle Verhaltensänderungen ist nachweislich gescheitert.» Genau. Wie alle Appelle. Sogar jene, die nur zum Besten der Empfänger des Appells sind. Und weil Aufforderungen, sich selber weniger Schaden zuzufügen, nichts fruchten, müssen Gebote und Verbote her. Die wirken. Das haben die Anti-RaucherKampagnen gezeigt, und das zeigen die Preisexzesse (die ja eigentlich Steuerexzesse sind) bei Tabak und Alkoholika. Mit einer exponentiell steigenden Verteuerung von Kalorien wird, so die Erwartung der Gesunderhaltungsfanatiker, die Zufuhr von Kalorien ebenso exponentiell abnehmen. Speziell, wenn gesunde Nahrungsmittel –
Gesundheitszwang gesünder als Selbstverantwortung!
Tiefgefrier-, Transport-, Exotika-, Pet- und Verpackungssteuer sind noch zu entdeckende Disziplinierungs- und Geldbeschaffungsmassnahmen. Bei volkserziehungsgeilen Politikern wird die Begründung der DDG: «Das wäre ein bedeutender Schritt, um Primärprävention bevölkerungsweit und nachhaltig einzuführen» auf fruchtbaren Boden fallen. Aber auch die längst ins Lager der Staatsgläubigen abgedrifteten Konservativen werden dem Vorschlag am Ende nur Positives abgewinnen. Zumindest die unter Vorspiegelung gesundheitlicher Verantwortung organisierte Plünderung der Konsumentenportemonnaies (und Äufnung des Steuersäckels) wird ihnen willkommen sein. Die freiheitlichen Kräfte in Deutschland sind kaum mehr präsent und können ihre von der deutschen Mainstream-Journaille regelmässig mit Häme übergossenen, liberalen Ansichten nicht einmal mehr zur Kenntnis bringen.
zum Beispiel Äpfel, sofern nicht aus Übersee – gleichzeitig subventioniert werden. Zum Beispiel indem man sie von der Mehrwertsteuer befreit. Etwas irritierend die Hoffnung der DDG: «Dieser Schritt würde das Gesundheitssystem entlasten.» Eine abstruse Behauptung. Als ob die Menschen nicht mehr krank würden und stürben. Vielleicht weniger an Herz-Kreislauf-Krankheiten. Dafür häufiger an Alzheimer oder ALS und vielleicht etwas später. Die Kosten werden dadurch nicht verschwinden.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 1 I 2014
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