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«Praxis TEACCH: Wenn Verhalten zur Herausforderung wird» von Anne Häussler, Antje Tuckermann und Markus Kiwis «Das Alter der Gefühle: Über die Bedeutung der emotionalen Entwicklung bei geistiger Behinderung» von Tanja Sappok und Sabine Zepperitz «Bindungsbeziehung entwickeln» von Paula Starkenburg
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«Praxis TEACCH: Wenn Verhalten zur Herausforderung wird»

Das Buch von Anne Häussler, Antje

Tuckermann und Markus Kiwitt befasst

sich mit dem Umgang von herausfor-

derndem Verhalten bei Menschen mit

einer Autismus-Spektrum-Störung

(ASS) anhand des TEACCH-Ansatzes.

Herausforderndes Verhalten endet

nicht selten in einer «Krise», in der

Selbst- wie auch Fremdaggressionen

Anne Häussler, Antje Tuckermann, auftreten können. Ein Verhalten, das

Markus Kiwitt Praxis TEACCH: Wenn Verhalten zur Herausforderung wird ISBN: 978-3-942976-28-2 160 Seiten Borgmann Media Fr. 30.90

laut Autoren verhindert werden kann, wenn man den Grund für das gezeigte Verhalten verstehen würde. Anhand einer 4-phasigen Krisenkonferenz mit anschliessender Umsetzung und anschliessendem Evaluationsgespräch

(Phase 5) sollen genau dieses Verständ-

nis sowie mögliche Interventionsmass-

nahmen in einem Team gemeinsam erarbeitet werden. Das kritische

Verhalten soll erkannt und benannt werden (Phase 1). Es werden indivi-

duelle Strategien generiert, die eine deeskalierende Wirkung haben und

je nach Anspannungsstufe variieren (Phase 2). In einem weiteren Schritt

gilt es, die versteckten Auslöser des Verhaltens zu erfassen und eine Hy-

pothesenliste mit möglichen Erklärungen für das herausfordernde Verhal-

ten zu erarbeiten (Phase 3). Eine mögliche Hypothese wäre, dass der Klient

nur über eine geringe Flexibilität verfügt und sich lediglich erschwert auf

Neues einstellen kann. Ziel ist es, dass es gar nicht erst zu höheren An-

spannungsstufen oder gar zu Krisen kommt. Faktoren, die den zuvor ge-

nerierten Hypothesen zugrunde gelegt werden können und die in der

beobachteten Krise zum gezeigten Verhalten geführt haben könnten, wer-

den in der nächsten Phase (Phase 4) erarbeitet. Solche Faktoren könnten

beispielsweise sein, dass Veränderungen zu wenig angekündigt worden

sind oder dass der Klient zu lange sich selbst überlassen wurde. Zusätzlich

geht es in dieser Phase auch um die Zielformulierung sowie das Definieren

von Kriterien, die diesen «Erfolg» messbar machen. Anhand dieser Punkte ist es nun möglich, konkrete Massnahmen zu planen, die zur Erreichung des festgelegten Ziels führen können. Zentral sind einerseits Anpassungen der Umwelt, andererseits aber auch die Förderung der Kompetenzen der betroffenen Person selbst. In der letzten Phase (Phase 5) geht es um die Anwendung des Erarbeiteten, die Dokumentation dieser Umsetzung, deren Analyse und allfällige Anpassungen, die in einem abschliessenden Evaluationsgespräch nochmals erarbeitet werden.

Isabel Ursprung

Das Buch vermittelt theoretisches Wissen und ist gleichzeitig anhand eines detailliert dargestellten Fallbeispiels und der beiliegenden CD mit Unterlagen zur Beobachtung und Dokumentation für die eigene Arbeit sehr anwendungsbasiert konzipiert. Die Autoren vermögen, dazu zu motivieren, genauer hinzuschauen und sich vertieft und ohne Scheu mit herausforderndem Verhalten von Autisten auseinanderzusetzen. Als Psychologin schätze ich es sehr, dank des Buches im Besitz eines Leitfadens zu sein, anhand dessen man zusammen mit dem Team die Chance erhält, herausforderndes Verhalten besser zu verstehen, darauf eingehen zu können und dieses bestenfalls zu minimieren sowie erwünschtes Verhalten zu fördern. Die gemeinsame Erarbeitung ist zwar ein zeitaufwändiges Vorgehen, das sich aber sowohl für die direkt Betroffenen als auch das Umfeld ausgesprochen lohnen kann und das Potenzial birgt, dass der gemeinsame Alltag reibungsloser abläuft und sich die Lebensqualität aller Beteiligten verbessert. Es handelt sich um ein verständliches, umfassendes und mit 160 Seiten trotzdem kurz gefasstes und übersichtliches Fachbuch, das auch für Laien verständlich ist, für Angehörige, Betreuende sowie Therapeuten sehr lesenswert ist und ein nützliches Arbeitsmaterial darstellt.

M. Sc. Isabel Ursprung, PG-Psychologin Psychiatrische Dienste Aargau AG

Foto: zVg

«Das Alter der Gefühle: Über die Bedeutung der emotionalen Entwicklung bei geistiger Behinderung»

Ein Buch, welches auf die zahlreichen

Herausforderungen des emotionalen

Entwicklungsalters eingeht und direkte

Lösungsansätze vermittelt.

Der Leser wird von den beiden Autorin-

nen während 10 übersichtlicher Kapitel

durch die facettenreiche Thematik der

Tanja Sappok, Sabine Zepperitz Das Alter der Gefühle Über die Bedeutung der emotionalen Entwicklung bei geistiger Behinderung 2. überarbeitete Auflage

emotionalen Entwicklung sowie das damit verbundene emotionale Entwicklungsalter geführt. Mithilfe von zahlreichen Darstellungen, Tabellen und Fallbeispielen werden die aufge-

Hogrefe ISBN: 978-3-456-85955-2 Fr. 39.90.

zeigten Fakten anschaulich erläutert und verdeutlicht. Ergänzend dazu zeigt das Buch zeitgemässe pädagogische

Lösungsansätze auf und regt dazu an,

sich gründlicher mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Ein zentraler Punkt, der dem Leser in diesem Werk nähergebracht wird,

ist die SEED. Dabei handelt es sich um ein diagnostisches Werkzeug, mit

dem das emotionale Entwicklungsalter eines Menschen mit geistiger Behinderung bestimmt werden kann, was die Einstufung in eine von sechs verschiedenen Stufen zur Folge hat. Diese Einstufung ermöglicht ein besseres Verständnis für die emotionalen Bedürfnisse des Betroffenen, wodurch auch viel besser und empathischer auf diese Bedürfnisse eingegangen werden kann. Diese Erkenntnisse sind für jede Person im Umgang Jeremias Keller mit Menschen mit geistiger Behinderung äusserst wertvoll und helfen deshalb auch mir persönlich bei meiner Arbeit enorm weiter. Das Buch ermöglicht mir, die Bedürfnisse meiner Patienten besser zu verstehen und gezielter darauf einzugehen. Tanja Sappok und Sabine Zepperitz haben einen grossen Fortschritt für die Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung mit ihrer faszinierenden Arbeit erzielt, die bestimmt zahlreichen Lesern weiterhelfen wird.
Jeremias Keller Fachmann Gesundheit

24 4/2020
PSYCHIATRIE + NEUROLOGIE

BUCHSEITE

Bindungsbeziehung entwickeln
Ein Arbeitsbuch für die Gestaltung einer engen Bindungsbeziehung mit Kindern oder Erwachsenen mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinderung

«Bindungsbeziehung entwickeln»

Paula Sterkenburg
Paula Sterkenburg Bindungsbeziehung entwickeln. Ein Arbeitsbuch für die Gestaltung einer engen Bindungsbeziehung mit Kindern oder Erwachsenen mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinderung. Bartiméus: Bartiméus Reihe, 2013. ISBN 978-90-71534-73-7 Kostenloser Download unter https://www.bartimeus.nl/sites/ default/files/downloads/ bindungsbeziehung_entwickeln.pdf
Sabrina da Rocha

Der Aufbau einer sicheren und vertrauensvollen Bindungsbeziehung ist zentral in der Behandlung und Begleitung von Menschen mit einer schweren bis schwersten Intelligenzminderung und niedrigem emotionalem Entwicklungsniveau (SEED-Phase 1–2). Eine solche Beziehung ist die Grundlage für die Förderung der Entwicklung: Sie gibt Sicherheit, reduziert Stress und schafft die Basis, um die Welt erkunden zu können. In diesem Buch erklärt Paula Sterkenburg auf einfache und klare Weise, wie man Schritt für Schritt eine vertrauensvolle Bindungsbeziehung zu Menschen mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinderung aufbauen kann. Das Buch ist in Textabschnitte gegliedert, und jeder Abschnitt beschreibt ein Element, das für die Entwicklung der Beziehung wichtig ist, wie z. B. «sich Zeit nehmen», «die Aufmerksamkeit auf den Klienten konzentrieren», «spiegelndes Verhalten – Mirroring», «Entwicklung von Selbst-Bewusst-Sein» und «Entwicklung von Objektpermanenz». Zu jedem Abschnitt werden Hintergrundinformationen und praktische Beispiele gegeben und anregende Fragen zur Reflexion der eigenen Arbeitssituation gestellt. Zusätzlich ist jeder Abschnitt mit einem Foto versehen, auf dem zu sehen ist, wie Betreuer/Pflegekräfte des Bartiméus mit vier Klienten in eine Beziehung treten. Das Bartiméus ist eine niederländische Organisation für die Betreuung, die Förderung und die Pflege von Kindern und Erwachsenen mit schwerer geistiger und visueller Behinderung.

Das Buch ist eine realistische und praktische Anleitung, wie Zeit, Sensibilität und Kontinuität in unserem sozialen Arbeitsalltag aufgebracht werden können. Es eignet sich für Psychologen, Erzieher, Betreuer, Pflegefachpersonen, Ärzte, Eltern, Lehrer und andere mögliche Bezugs- und Behandlungspersonen von Menschen mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinderung. Für mich als Psychologin und angehende Psychotherapeutin, die Erwachsene mit einer schweren geistigen Behinderung behandelt und ehemals betreut hat, ist es ein gutes Arbeitsinstrument hinsichtlich interdisziplinärer therapeutischer Ansätze, und es hilft mir bei der Beratung und Begleitung von Betreuenden und Eltern. Zudem liefert es mir eine Perspektive, in welcher Psychologie und Agogik zusammenfliessen: ein schönes Beispiel dafür, dass eine gute Betreuung heilend sein kann.
Sabrina da Rocha, 32, Assistenzpsychologin, Neuropsychiatrische Station – Intellektuelle Entwicklungsstörungen der PDAG. Vorher 5 Jahre Betreuerin in unterschiedlichen Wohninstitutionen für Menschen mit intellektuellen Entwicklungsstörungen in der Schweiz.

Foto: zVg

4/2018

PSYCHIATRIE + NEUROLOGIE

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