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Metainformationen


Titel
Wer war eigentlich … – Herr Cochrane
Untertitel
-
Lead
Archibald Leman Cochrane wurde 1909 in Galashiels, Schottland, in eine «industrial upper middle class»-Familie geboren. Sein Vater Walter Francis starb im Ersten Weltkrieg. Cochrane litt an Porphyrie. Er versuchte, die Folgen der Krankheit mit Psychoanalyse zu behandeln, unter anderem bei Theodor Reik in Berlin (einem Schüler von Sigmund Freud), später in Wien und Den Haag, wo er seine Behandlung mit der Durchführung medizinischer Studien kombinierte.
Datum
19. August 2016
Journal
ARS MEDICI-Dossier 07-08/2016
Autoren
Richard Altorfer
Rubrik
Editorial
Schlagworte
-
Artikel-ID
29091
Kurzlink
https://www.rosenfluh.ch/29091
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Transkript


Wer war eigentlich … – Herr Cochrane

EDITORIAL

Archibald Leman Cochrane (1909–1988)
Archibald Leman Cochrane wurde 1909 in Galashiels, Schottland, in eine «industrial upper middle class»-Familie geboren. Sein Vater Walter Francis starb im Ersten Weltkrieg. Cochrane litt an Porphyrie. Er versuchte, die Folgen der Krankheit mit Psychoanalyse zu behandeln, unter anderem bei Theodor Reik in Berlin (einem Schüler von Sigmund Freud), später in Wien und Den Haag, wo er seine Behandlung mit der Durchführung medizinischer Studien kombinierte. Am Ende war er aber sehr unzufrieden mit der Psychoanalyse. 1934 begann er seine medizinische Ausbildung am University College Hospital in London, unterbrach sein Studium aber beim Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs und schloss sich 1935 der freiwilligen Spanish Medical Aid Committee’s Field Ambulance Unit an. Er erlebte als Sanitäter unter anderem die Belagerung

von Madrid. Von 1940 bis 1945 diente Cochrane im 2. Weltkrieg als Captain im Royal Army Medical Corps. 1941 geriet er auf Kreta in deutsche Gefangenschaft. Cochranes medizinisches Vorbild war James Lind (1716–1794), ein britischer Schiffsarzt, der mit der ersten «kontrollierten Studie» auf einer Schiffsreise den Wirksamkeitsnachweis für Vitamin C bei Skorbut erbrachte und damit Medizingeschichte schrieb. Cochrane sah sich 1941 als Kriegsgefangener gefordert, etwas gegen die Hepatitis im Lager zu tun. In einer «Studie» unter armseligen Umständen wies er den Nutzen von Vitamin B nach. Dies war eines der prägenden Erlebnisse, die ihn zum Verfechter einer Medizin machten, welche auf der Basis von Evidenz und Effektivität beruht. 1946 machte Cochrane sein Diplom in Epidemiologie an der London School of Hygiene & Tropical Medicine. Er forschte unter anderem in den USA und Cardiff. Pioniercharakter hatte die von ihm betreute epidemiologische Studie «Rhonda Fach Scheme», eine Untersuchung der Thoraxerkrankungen in der Bevölkerung zweier walisischer Bergabeitergemeinden. Hier zeigten sich Cochranes Interessen: die Anwendung von randomisierten klinischen Studien, die Bewertung von Screeningmassnahmen und die Versorgungsforschung. Cochrane förderte randomisierte Studien, er war mit Peter Elwood zusammen Co-Autor eines Berichts über die erste randomisierte Stu-

die von Aspirin® bei der Vorbeugung von Gefässerkrankungen. Von 1960 bis 1969 war Cochrane Professor für Tuberkulose und Thoraxerkrankungen in Cardiff. 1972 publizierte er die Rock Carling Lecture «Effectiveness and Efficiency», die eine internationale Debatte auslöste, aus der heraus die Methoden der evidenzbasierten Medizin wie auch die Cochrane Collaboration enstanden. 1974 zog sich Cochrane aus dem Berufsleben zurück, vervollständigte aber noch die Verlaufsstudien (20 Jahre und 30 Jahre) des Rhonda Fach Scheme. Er wurde in den letzten Lebensjahren von seiner Schwester Helene und deren Kindern in Somerset betreut. 1988 starb Archibald Leman Cochrane in Dorset im Alter von 79 Jahren. 1993 wurde das internationale Netzwerk Cochrane Collaboration gegründet und nach ihm benannt.
Richard Altorfer

ARS MEDICI DOSSIER VII + VIII I 2016

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